Arzneimitteltherapie benötigt digitale Unterstützung

Die Arzneimitteltherapie vieler Menschen in Rheinland-Pfalz ist so komplex, dass sie ohne digitale Unterstützung Sicherheitsrisiken aufweist. Das zeigt der aktuelle Arzneimittelreport der BARMER. Er analysiert unter anderem die Arzneimitteltherapie von über 40-jährigen Menschen aus Rheinland-Pfalz, die von 2011 bis 2020 durchgängig bei der BARMER versichert waren. Ihnen wurden durchschnittlich 21,1 Arzneimittelwirkstoffe verordnet (Bund: 19,7) und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland. Ärztinnen und Ärzte händigten ihnen dabei 79,3 Rezeptblätter aus (Bund: 75,7), mit denen sie rechnerisch 117,4 Arzneipackungen erhielten (Bund: 112,7) in 6,2 Apotheken (Bund: 6,2). Zugleich besuchten sie im Durchschnitt 18,9 Arztpraxen (Bund: 20,5), wo bei ihnen pro Kopf 38,5 Diagnosen dokumentiert wurden (Bund: 37,2). „Das Wissen um die frühere Arzneimitteltherapie von Patientinnen und Patienten ist Voraussetzung, um eine passende Therapie festzulegen“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Angesichts der Komplexität der Arzneimitteltherapie sei digitale Unterstützung für Ärztinnen und Ärzte unabdingbar.

Komplexität der Arzneimitteltherapie steigt mit dem Alter
Die Komplexität der Arzneimitteltherapie steigt laut Arzneimittelreport mit dem Alter. So wurden 80- bis 89-jährigen Menschen in Rheinland-Pfalz im Auswertungszeitraum durchschnittlich 29,0 Arzneimittelwirkstoffe verordnet und 133,1 Rezeptblätter ausgehändigt. Zudem wurden an sie rechnerisch 204,4 Arzneipackungen abgegeben. Diese Werte sind rund eineinhalb Mal so hoch wie bei der Gruppe der über 40-jährigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzern. Die Komplexität der Arzneitherapie unterscheidet sich aber auch zwischen den Geschlechtern. So wurden über 40-jährigen rheinland-pfälzischen Frauen im Schnitt 22,3 Arzneimittelwirkstoffe verordnet (Männer: 18,9) und 82,7 Rezeptblätter ausgehändigt (Männer: 73,5). Pro Kopf erhielten sie 119,9 Arzneipackungen (Männer: 113,0). „Für Ärztinnen und Ärzte ist es kaum möglich, den Überblick zu behalten und Medikationsrisiken einzuschätzen“, sagt Kleis. Eine aussagekräftige und aktuelle Dokumentation sei für viele Patientinnen und Patienten überlebenswichtig. Das gelte besonders für ältere Menschen und Frauen.



BARMER legt Konzept für erfolgreiche Digitalisierung vor
Wie Digitalisierung die Arzneimitteltherapie effizienter und sicherer macht, beschreibt das im Arzneimittelreport dargestellte Konzept, das auf drei Innovationsfondsprojekten basiert, die die BARMER als Konsortialführerin initiiert hat. Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert finanziell neuen Formen der medizinischen Versorgung, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten durch die gesetzliche Krankenversicherung zu verbessern. Das von der BARMER initiierte Projekt TOP widmet sich der Verbesserung der Arzneimitteltherapie an der Schnittstelle von Krankenhaus und Arztpraxis. Beim im Oktober des letzten Jahres gestarteten Projekt eRIKA sollen mit einem digital gestützten Prozess zwischen Versicherten, Arztpraxen und Apotheken auf Basis des eRezeptes Medikationsfehler vermieden werden. Das dritte Projekt „AdAM“ unterstützt digital das Medikationsmanagement von Patientinnen und Patienten mit Polypharmazie durch Hausärztinnen und Hausärzte. Die BARMER hat diese neue Form der medizinischen Versorgung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe vier Jahre lang erprobt. Ein Ergebnis war, dass AdAM die Sterblichkeit im Vergleich zur Routineversorgung deutlich senkt.

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Quelle Text/Bild:
BARMER Landesvertretung Rheinl.-Pfalz/Saarland
Gutenbergplatz 12
55116 Mainz

www.barmer.de

Kaiserslautern, 09.03.2023