Unruhige Zeiten im pfälzischen Handwerk

Vollversammlung: Handwerkskammer der Pfalz stellt die aktuelle Wirtschafts- und Ausbildungssituation vor und verabschiedet neuen Wirtschaftsplan

In der Sitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz am 1. Dezember ging Kammerpräsident Dirk Fischer auf die derzeitige Situation des pfälzischen Handwerks ein. „Wir befinden uns in einem Winter, von dem wir nicht genau wissen, wie groß die Herausforderungen für die pfälzischen Handwerksbetriebe und deren Beschäftigten noch sein werden“, sagte Fischer. Man spüre die Folgen des Krieges in der Ukraine, wie etwa die hohen Energie- und Materialkosten sowie die seit längerem währenden Probleme in den weltweiten Lieferketten.
In der Gesamtschau sei die Lage im pfälzischen Handwerk eher heterogen. In der Sanitär-Heizung-Klima-Branche sowie im Elektro-Handwerk sei die Auf- tragslage überaus gut. Die hohe Nachfrage verdanke man den Wünschen vie- ler Kunden nach neuen Heizungs- und Photovoltaikanlagen. Fischer bezeich- nete das Handwerk als Umsetzer der Energiewende.
Andere Gewerke dagegen verzeichneten eine starke Kaufzurückhaltung und damit verbunden empfindliche Umsatzeinbußen. Auch der in den letzten Jah- ren boomende Bausektor sei von der hohen Inflation und den steigenden Zin- sen betroffen. Fischer lobte die angekündigten staatlichen Unterstützungen, betonte jedoch, dass darüber hinaus speziell auf Handwerksunternehmen zu- geschnittene Härtefallhilfen zur Entspannung der Liquiditätslage nötig seien.
Mit Blick auf die Ausbildungssituation wies der Kammerpräsident darauf hin, dass die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge in diesem Jahr wie- derum leicht rückgängig sei. Dies sei Anlass zu großer Sorge. Fischer gab einen Überblick über die aktuellen Berufsorientierungsmaßnahmen und Initiativen der Handwerkskammer. Man habe dieses Jahr wieder mehr Präsenzveranstal- tungen durchführen können, um Jugendlichen die Handwerksberufe zu zei- gen. Mit zahlreichen Ferienprojekten, neuen Social-Media-Aktivitäten und dem Einsatz des Berufsorientierungsmobils („BOMO“) auf den Schulhöfen der Region warb die Handwerkskammer um Fachkräftenachwuchs.

In seiner Rede forderte Fischer besonders junge Frauen dazu auf, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden. „Der Anteil der weiblichen Auszubil- den im Kammerbezirk beträgt nur knapp 16 Prozent. Hier ist ein Umdenken an- gesagt – auch bei Eltern, Lehrkräften und der Gesellschaft insgesamt“, mahnte Fischer. Dabei böten gerade die naturwissenschaftlich-technischen Berufe sehr gute Karrierechancen. Um grundsätzlich mehr junge Menschen für das Hand- werk zu begeistern, müsse man über neue Formen der Arbeit nachdenken, so der Präsident. Themen wie Arbeitsklima, Führungskultur und Kommunikation müssten überdacht werden. Auch die flexible Gestaltung von Arbeitsorganisa- tion und Arbeitszeit spielten eine immer größere Rolle im Arbeitsleben der Zukunft. Er sei optimistisch, dass vieles davon im Handwerk umsetzbar sei, da gerade kleine und mittlere Betriebe die Möglichkeit hätten, individuelle und kreative Lösungen zu finden. Diese Flexibilität solle auch für die Arbeit im Eh- renamt möglich sein. Aufgrund des Wandels auf dem Arbeitsmarkt müsse man sich zudem als attraktiver Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb präsentieren.

Auch die technische Ausstattung der Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer der Pfalz werde laufend modernisiert. Neben bereits vorhandenen Tools wie digitalem Schweißen und virtuellem Lackieren haben in diesem Jahr weitere neue Technologien in der überbetrieblichen Ausbildung Einzug gehalten, darunter VR-Brillen und ein Baumaschinensimulator. All diese von Bund und Land geförderten Anschaffungen könnten im Unterricht gewinn- bringend eingesetzt werden.

Die Delegierten beschlossen Änderungen der überbetrieblichen Ausbildungs- maßnahmen sowie zu verschiedenen Prüfungsordnungen. Auch der Wirt- schaftsplan der Handwerkskammer für das kommende Jahr wurde mit einem Volumen von rund 30 Millionen Euro verabschiedet.

Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Imagekampagne des deutschen Handwerks sowie über die Social- Media-Strategie der Handwerkskammer. „Die sozialen Medien gewinnen in der Berufsorientierung zunehmend an Bedeutung. Sie sind ein Baustein in der me- dialen Gesamtstrategie der Handwerkskammer, sich digitaler und interaktiver auszurichten. Mit drei neuen Social-Media-Kanälen unserer Ausbildungswerk- stätten zeigen wir authentisch junge Handwerker bei dem, was sie täglich tun. So werden Schülerinnen und Schüler inspiriert und können sich gleichzeitig ei- nen Einblick in die Ausbildungsberufe im Handwerk verschaffen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer.

Für seine herausragenden Verdienste um das pfälzische Handwerk erhielt das ehemalige Vorstandsmitglied der Handwerkskammer, Bäckermeister Willi Ren- ner aus Ludwigshafen, die Große Ehrennadel der Handwerkskammer der Pfalz. Die Ehrennadel in Silber für mindestens 15 Jahre Verdienste um das pfälzische Handwerk erhielten Thomas Liedy, Malermeister aus Lambrecht, und Hermann Paul, Bäckermeister aus Steinfeld, sowie die Vorstandsmitglieder der Hand- werkskammer Gerrit Horn, Zimmerermeister und Diplomingenieur aus Kaisers- lautern, und Andreas Magin, Schornsteinfegermeister aus Zeiskam.

 

Foto 1: Dirk Fischer, Präsident der Handwerkskammer der Pfalz, begrüßte die Mitglieder der Vollversammlung

Foto 2: Ehrungen; v.l.: Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler, Bäckermeister Hermann Paul, Schornsteinfegermeister Andreas Magin, Bäckermeister Willi Renner, Malermeister Thomas Liedy, Zimmerermeister und Dipl.-Ing. Gerrit Horn, Kammerpräsident Dirk Fischer

Bildnachweis: © Handwerkskammer der Pfalz / Presse

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Kaiserslautern, 02.12.2022