Fragwürdige Ausnahme – kein E-Auto für den Stadtvorstand

Am 02.11.2020 wurde im Stadtrat unserem Antrag zugestimmt, der vorsah, dass von der Verwaltung ab sofort nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb beschafft werden. Das Ziel sollte sein, die komplette städtische Flotte auf E-Autos umzurüsten. Im Antrag vorgesehen war auch, dass der Rat in begründeten Fällen eine Ausnahme vom Beschluss fassen kann. Nun wurde auf der letzten Stadtratssitzung einem eben solchen Ausnahmeantrag gegen unsere Stimmen und denen der Fraktion CDU zugestimmt: Die Stadtspitze darf also ein Verbrenner- bzw. Hybridfahrzeug anschaffen.
E-Autos sind mittlerweile deutlich effizienter und nachhaltiger als Fahrzeuge mit Verbrennermotor. Dementsprechend ist es sinnvoll, auch auf städtischer Ebene diesen Aspekt zu berücksichtigen und nur noch Fahrzeuge mit einer elektronischen Antriebsart anzuschaffen. Natürlich sehen auch wir die Notwendigkeit von begründeten Ausnahmen, allerdings ist der Wunsch des Stadtvorstands nach einem Hybrid- statt einem E-Fahrzeug nur dürftig in seiner Unausweichlichkeit untermauert.
Die Aussage, dass die „[…] Reichweite bei Elektrofahrzeugen sehr eingeschränkt“ sei, ist etwas überholt. Mittlerweile leisten auch E-Autos bei voller Ladung eine Distanz von zumeist mindestens 400 km, bei richtiger Fahrweise bis zu 600 km. Somit sind Fahrten in umliegende, relevante Städte einfach abgedeckt. Auch eine Reise nach Berlin wäre mit einer ohnehin meist stattfindenden kurzen Pause leicht möglich – wobei hier die Frage ist, wieso eine solche Reise nicht via Zug, dem weitaus ökologischeren Transportmittel, angetreten wird.

Die Angst, dass die Lademöglichkeiten beschränkt sind, ist leicht zu nehmen: In Städten, die meist Ziel der Reisen sind, bestehen genügend Lademöglichkeiten. Die Gefahr, dass der oder die Fahrer*in den Veranstaltungsort zwecks Laden verlassen muss, sehen wir als weniger bedrohlich an. Termine dauern meist nicht nur 10 min und durch eine angemessene Planung ergeben sich nicht mehr zeitliche Verzögerungen als durch ein Betanken eines Autos mit Verbrennerantrieb – deren Tankstellen befinden sich in der Regel nämlich auch nicht direkt vor Ort, sondern müssen aufgesucht werden.
Des Weiteren ist die These, dass in Notsituationen wie bspw. Stau ein Aufrechterhalten der Mobilität nicht gewährleistet ist, auch leicht überspitzt. Auch ein Tank kann in Notsituationen plötzlich leer sein. Normalerweise fährt man allerdings nicht bis zum Extrem, sondern lädt bzw. tankt zwischendrin auf oder plant die nächste Abfahrt. Außerdem würde uns interessieren, wie oft solche Extremsituationen, in denen ein „Nachtanken durch die Hilfsorganisationen“ von Nöten war, tatsächlich eingetreten sind.
Für uns ist fragwürdig, wieso ein sehr viel weniger umweltfreundlicher Hybrid angeschafft werden muss, wenn doch die angeblichen Nachteile eines Elektroautos deutlich im Hinblick auf seine höhere ökologische Werthaftigkeit verblassen. Da die Reisen des Stadtvorstands ohnehin meist ins nähere Umland und nicht jedes Wochenende nach Berlin führen, wäre ein E-Auto auch hier vollkommen ausreichend. Des Weiteren sollten bei längeren Reisen – auch ins erwähnte nähere Ausland – ohnehin überlegt werden auf andere Transportmittel wie die Bahn umzusteigen.

Quelle Text/Bild:
Bündnis 90 / Die Grünen
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Kaiserslautern, 22.12.2021