Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 06.06.

Roman
Sebastian Haffner – Abschied
Raimund ist verliebt. Nur für ein paar Tage aus dem dumpfen Deutschland der frühen Dreißigerjahre nach Paris gereist, erliegt er dem Esprit und dem Charme von Teddy, die nach Paris ausgewandert ist. Als wolle er alles für immer festhalten, versucht er, die französische Freiheit mit Teddy zu genießen. 1932 auf der Schwelle zur NS-Herrschaft verfasst und nie veröffentlicht, besteht Sebastian Haffners ‚Abschied‘ einmalig gewitzt und rasant auf Weltläufigkeit, Liebe und Überschwang. Auch heute ist das Buch noch ein – wenn auch vielleicht makaberes – Lesevergnügen.

Erzählungen
Graham Swift – Nach dem Krieg
Was machen Krieg, Terror und gesellschaftliche Ausnahmezustände mit uns Menschen, unmittelbar in der Gegenwart und noch Jahre und Jahrzehnte später? Ob 1962 aus Sorge vor einem Atomkrieg, am 11. September 2001 oder während des Lockdowns in der Pandemie 2020, immer sind Swifts Protagonisten mit ihren Ängsten allein und blicken in eine unsichere Zukunft. Aber gab es je eine Zeit, in der die Angst vor Zerstörung, Tod und Chaos uns nicht beherrscht hat? Überaus genau, zärtlich und weise reflektiert Graham Swift in seinem Erzählband die Nachwirkungen des Krieges und verwebt dabei Dramatisches und Alltägliches, Persönliches und Universelles zu einem meisterhaften Panorama.



Sachbuch
Philippe Sands – Die Verschwundenen v. Londres 38
Walther Rauff war als SS-Sturmbannführer ab 1941 für die Entwicklung der mobilen Gaswagen verantwortlich, die in der besetzten Sowjetunion für die Massenmorde an Juden und Sinti und Roma eingesetzt wurden. Er floh 1949 nach Chile und stand von 1973 an im Dienst der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet. Im Keller des Hauses Londres 38 war er an brutalen Verhören und Morden des Geheimdienstes beteiligt. 1998 wurde Pinochet in London verhaftet und ein Verfahren gegen ihn eröffnet. Philippe Sands beteiligte sich an der Anklage und stieß dabei auf Walter Rauff. Acht Jahre lang recherchierte er über Rauffs zweites Leben, seine Verbindungen zu Pinochet und seine Rolle bei den Gräueltaten, die im Mittelpunkt des Londoner Verfahrens standen. Sands Buch ist ein Buch über Massenmord und Folter und die Grenzen des Rechts, das zwei Diktaturen und mehr als ein halbes Jahrhundert überspannt.

Erzählung
Navid Kermani / Mehrdad Zaeri – Zu Hause ist am schönsten sagte die linke Hand und hielt sich an der Heizung fest
Da will jemand nach Afrika. Wie schön!, freuen sich Augen, Ohren, Nase, Mund, Bauch, Kopf, Herz, Popo, Beine, Kehle, Füße und rechte Hand. Nur die linke Hand, die will zu Hause bleiben und klammert sich an der Heizung fest. Und weil die linke Hand nicht nur störrisch ist, sondern auch ziemlich schlau, nimmt das Chaos seinen Lauf.Navid Kermani erzählt eine verrückte, poetische und sehr komische Geschichte übers Fern- und Heimweh, über den Widerspruch, den jeder in sich trägt, und über das Geheimnis Mensch. Illustriert von Mehrdad Zaeri.

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Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 10.06.2025