Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 04.01.

Roman
Judith Hermann – Wir hätten uns alles gesagt
Eine Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, das geteilte Berlin, Familienbande und Wahlverwandtschaften, lange, glückliche Sommer am Meer. Judith Hermann spricht über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält und miteinander verbindet. Wo beginnt eine Geschichte und wo hört sie auf? Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit. Mit klarer poetischer Stimme erzählt sie von der empfindsamen Mitte des Lebens, von Freundschaft, Aufbruch und Freiheit. Auch ein schöner Zugang zu ihrem gesamten literarischen Werk.

Roman
Charlotte Gneuß – Gittersee
Dresden-Gittersee 1976. Karin ist 16, hütet ihre kleine Schwester und hilft der renitenten Großmutter im Haushalt. Die Eltern sind eher mit sich und ihrer generellen Unzufriedenheit beschäftigt. Aufgehoben fühlt sich Karin bei ihrer Freundin Marie, dem einzigen Mädchen in der Klasse, das später nicht etwas machen, sondern etwas werden will: die erste Frau auf dem Mond. Und Karin ist verliebt: in ihren Freund Paul, der gerne Künstler wäre, aber im Schacht bei Wismut arbeitet. Als Paul zu einem Ausflug aufbricht und nicht mehr zurückkommt, stehen eines Nachts zwei Uniformierte vor der Tür. In ihrem Debütroman erzählt Charlotte Gneuß in einem ganz eigenen Ton von einer Welt, die es nicht mehr gibt und vor allem von der Frage, ob Unschuld möglich ist.



Roman
Jonathan Coe – Bournville
Die Krönung Elizabeths II., Wembley 1966, der „Schokoladenkrieg“ zwischen England und der EU, James Bond und Prinzessin Diana, Brexit und Pandemie – das sind einige der Fixpunkte im langen Leben der Mary Lamb und ihrer weitverzweigten Familie. Mary ist Herz und Zentrum dieses Romans, als Tochter, Mutter und Großmutter. Nationalismus, latenter Rassismus, Tories oder Labour – die politischen Konflikte ziehen sich auch quer durch die Familie Lamb. Ähnlich wie in seinem Brexit-Roman „Middle England“ zeigt Jonathan Coe an ihrem Beispiel die Zerrissenheit Englands und gleichzeitig dessen Fähigkeit, in Krisensituationen zusammenzustehen. Ein großes Familienepos und ein humorvoller Gesellschaftsroman.

Roman
Sepp Mall – Ein Hund kam in die Küche
Eine Familie aus Südtirol entscheidet sich 1942 im Zuge der „Option“ für die Auswanderung ins Deutsche Reich. Der 11-jährige Ludi erzählt von den letzen Tagen im Dorf und der ersten Station im Reich: Insbruck. Auf Anweisung der Ärzte muss sein behinderter Bruder Hanno in eine Anstalt bei Hall gebracht werden. Die restliche Familie zieht weiter nach Oberöstereich. Ein Brief aus einer „Heil- und Pflegeanstalt“ des Reiches ist alles, was der Familie von ihm bleibt. Sepp Mall gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller Südtirols, der sich in seinem Werk mit komplexen Themen der jüngsten Zeitgeschichte auseinandersetzt. In seinem Roman „Ein Hund kam in die Küche“, der auf der „Longlist“ zum Deutschen Buchpreis stand, geht er in bilddichter Sprache der Trauer eines Kindes um seinen Bruder nach.

Roman
Lea Singer – Die Heilige des Trinkers
Sie war Josef Roths große Liebe, sein erotisches Ideal, Struktur seines Daseins, geistige Inspiration und unbezahlte Sekretärin. Andrea Manga Bell, Schönheit aus gebildetem bürgerlichem Hause und verheiratet mit dem designierten König des Duala-Volkes in Kamerun, zog mit dem bald hoch verschuldeten Roth, den sie zugleich hässlich und unwiderstehlich fand, von Hotel zu Hotel. Manchmal konnte sie den Heimatlosen davor bewahren, seine Ängste und Zweifel in Alkohol zu ertränken. Die Geschichte dieser Liebe begann 1929 in einer Villa bei Berlin, als Joseph Roth sich in die gescheite Frau im quittengelben Badeanzug vernarrte und sie sich in ihn, den blauäugigen Schicksalserfinder mit den absurd schmalen Offiziershosen, den Juden aus einer Kleinstadt am äußersten Rand des österreichisch-ungarischen Reichs. Er war zärtlich und krankhaft eifersüchtig, wahrhaftig und verlogen, vergötterte und verleumdete sie. Und konnte ohne sie nicht leben. Lea Singer erzählt ihre Geschichte und fügt der Exilgeschichte der deutschensprachigen Autoren ein weiteres Kapitel hinzu.

Roman
Dirk Schümer – Die schwarze Lilie
1348: In der Finanzmetropole Florenz wütet die Pest, während die Söhne des mächtigen Bankiers Pacino Peruzzi nacheinander ermordet werden. Wittekind Tentronk, den es als Agent des Patriarchen aus Avignon an den Arno verschlagen hat, erkennt zu spät die Mechanik des blutigen Wettlaufs um Geld und Rache. Wie schon in „Die schwarze Rose“ erzählt Dirk Schümer nicht nur aus dem 14. Jahrhundert, von Wittekinds Liebe zu der schönen Marktfrau Cioccia und einem illustren Freundeskreis um den erfolglosen Poeten Boccaccio und Dantes versoffenen Sohn Jacopo, sondern immer auch aus der Gegenwart, von der großen Bankenpleite, von der schlimmsten Pandemie aller Zeiten und vom Krieg auf der Krim.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 04.01.2024