Ein Blick in die Zukunft des Pfaff-Areals

EnStadt:Pfaff öffnet erstmals die Räume des neuen Reallabors

Wenn man aktuell übers Pfaff-Gelände läuft, fällt es in weiten Teilen immer noch schwer, sich den modernen Stadtteil der Zukunft vorzustellen, der hier entsteht. Doch überall dort, wo es bereits etwas zu sehen gibt, ist klar: Es entsteht ein hochwertiges Quartier. Das gilt im Allgemeinen, aber ebenso für die Elemente, die das Projekt EnStadt:Pfaff beiträgt, in dem es zukunftsweisende Konzepte für das Quartier erarbeitet und innovative Technologien erforscht, entwickelt und demonstriert. Unter dessen Ägide entsteht gerade etwa die neue Energiezentrale des Geländes, die schon als Rohbau unmittelbar hinter der Pforte zu finden ist. Fast fertig ist hingegen das „Reallabor-Zentrum“ im Erdgeschoss des Alten Verwaltungsgebäudes. Dort fand am Donnerstagabend bereits die erste öffentliche Veranstaltung statt.

„Wir wollen bewusst schon jetzt mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen, auch wenn erst in den nächsten Monaten alles nach und nach fertig wird“, erklärt Bettina Dech-Pschorn, Leiterin des städtischen Umweltreferats und EnStadt:Pfaff-Projektleiterin, bei einem Rundgang mit Umweltdezernent Manuel Steinbrenner. In den Räumen des Reallaborzentrums sollen die wesentlichen Bausteine des Projekts kommuniziert und der Öffentlichkeit nahe gebracht werden, wie der wissenschaftliche Projekteiter, Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg erläutert. Die vier im Hauptraum bereits aufgestellten und von der Hochschule Kaiserslautern entwickelten Exponate stehen für die vier Themenfelder des Projekts: Energie, Gebäude, Mobilität sowie Mensch und Technik. Noch fehlen die zugehörigen Tablets, in naher Zukunft und spätestens bei der Eröffnung des Zentrums in Januar werden die abstrakten Gebilde aber mittels Augmented-Reality-Technologie zum Leben erweckt. Bis dahin soll auch noch ein großer Touchtable installiert werden, der es ermöglicht, spielerisch sich den Projektthemen anzunähern. Das Reallaborzentrum dient dem Transfer der klimaneutralen Quartiersentwicklung und der Vermittlung der Energiewende an die Stadtgesellschaft. In den Räumlichkeiten werden künftig Veranstaltungen zu den Themen stattfinden.



Zumindest von außen öffentlich einsehbar wird die Energiezentrale, die gerade hinter der Pforte im Süden des Geländes gebaut wird. Das moderne Gebäude soll, wie Manuel Steinbrenner es beschreibt, das „Schaufenster der klimaneutralen Energieversorgung“ werden. Eine der Besonderheiten: Von der Heizzentrale aus wird die Fernwärme von den SWK in einem Niedertemperaturwärmenetz mit einer Vorlauftemperatur von etwa 60° in die Gebäude auf dem Pfaff-Areal verteilt. Üblich sind sonst Temperaturen bis zu 100 °C. Somit geht weniger Wärme verloren und es können andere Wärmequellen, etwa Abwärme von Gewerbe und Industrie genutzt werden. Im Pfaff-Quartier wird die Abwärme der Kühlaggregate des MVZ im Neuen Verwaltungsgebäude auf der anderen Straßenseite genutzt, die auf der Heizzentrale installiert werden. Das Quartier kann so Vorbild für das künftige Fernwärmesystem in der Stadt sein, das langfristig im Rahmen der Wärmewende umgebaut werden muss.

Weiterhin soll in der Energiezentrale das Bidirektionale Laden erprobt werden. Wenn künftig die Mehrzahl der Fahrzeuge E-Autos sind, können diese bei Lastspitzen einen Teil des Stroms ihrer Autobatterie in das Stromnetz im Quartier zurückspeisen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie an die Ladepunkte angeschlossen und voll geladen sind und in den nächsten Stunden nicht benötigt werden. Untersucht werden soll, wie das System anhand des aktuellen Stromverbrauchs und der Solarstromerzeugung im Viertel gesteuert werden kann und welchen Beitrag die E-Fahrzeuge für eine Stabilisierung des Stromnetzes leisten können. Ebenso wird hier getestet, Gleichstrom, wie er von Photovoltaikanlagen erzeugt wird, direkt durch passende Verbraucher – zum Beispiel Computer – zu nutzen, ohne ihn wie üblich in Wechselstrom umzuwandeln. Die Energiezentrale verfügt natürlich auch selbst über eine Photovoltaikanlage, die in pfaff-roter Farbe in der Fassade installiert wird.

Wie Dech-Pschorn und Stryi-Hipp beim Rundgang über das Pfaff-Areal erläutern, sind auch das alte und das neue Verwaltungsgebäude über den Projektpartner Palatina Wohnbau in EnStadt:Pfaff integriert und demonstrieren innovative Elemente für das klimaneutrale Quartier. So wird etwa am MVZ ein Ortsnetztrafo installiert, der sowohl das Medizinische Versorgungszentrum wie auch das nebenan liegende Parkhauses mit Strom versorgt. Durch das eigene gemeinsame Stromnetz der beiden Gebäude kann auch der Solarstrom vom Parkhausdach im Nebengebäude problemlos genutzt werden. Auch die energieeffiziente Vierscheibenverglasung mit Zwischenscheibenjalousien geht auf die Kooperation mit EnStadt:Pfaff zurück. Im Alten Verwaltungsgebäude wurden bereits rote Photovoltaikanlagen in der Fassade und auf dem Dach installiert sowie Lüftungstechnik in die Fensterrahmen integriert.

Über all dem steht immer die Übertragbarkeit in andere Quartiere in unserer Stadt. „Bislang lag der Schwerpunkt auf Konzeption und baulicher Umsetzung. Wir haben schon viel gelernt in dem bisherigen Prozess. Nun geht es darum, das Wissen in andere Quartiere zu übertragen“, so Bettina Dech-Pschorn. Genau damit soll sich schwerpunktmäßig ein Anschlussvorhaben befassen, das das vom Bund mit 80 Prozent geförderte Projekt EnStadt:Pfaff bis 2027 verlängern würde. Eine Entscheidung des Fördermittelgebers wird im Herbst erwartet.

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Quelle Text/Bild:
Pressestelle der Stadtverwaltung Kaiserslautern
Willy-Brandt-Platz 1, 67657 Kaiserslautern
www.kaiserslautern.de

Kaiserslautern, 12.09.2023

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