Ehemaliger Flugplatz Sembach – PFC-Untersuchungen schreiten voran

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat in Abstimmung mit den Umweltbehörden auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Sembach ein umfangreiches und kostenintensives Untersuchungsprogramm aufgelegt. 2015 wurden erste Erkenntnisse über Belastungen durch Belastungen durch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) bekannt. Sie gelangten vorwiegend durch die Verwendung von Feuerlöschschäumen während der militärischen Nutzung bis 1995 in die Umwelt. Die nun angelaufenen Untersuchungen sind notwendig, um die bodenschutzrechtliche Gefährdungsabschätzung zu vervollständigen, die Voraussetzung für eine Sanierung ist.

Von 1953 bis 1995 wurde auf einem circa 226 Hektar großen Gelände zwischen Mehlingen und Sembach der Flugplatz durch die US-Streitkräfte betrieben. Im Zuge dieser über 40-jährigen Nutzung kam es neben Belastungen des Untergrunds durch mineralölbasierte Betriebsstoffe auch zu Schadstoffeinträgen durch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Die PFC waren, wie auch im zivilen Bereich, ein wesentlicher Bestandteil von zugelassenen Feuerlöschmitteln. Aufgrund der geringen Oberflächenspannung können die PFC viele Oberflächen gut benetzen und sind bei gleichzeitiger Hitzebeständigkeit sehr gut für die Brandbekämpfung geeignet, weshalb sie bundesweit insbesondere auf Flugplätzen zum Einsatz kamen.

Erste Untersuchungen bereits in den 1990-Jahren
Bereits unmittelbar nach Aufgabe der militärischen Nutzung des Flugplatzes Sembach wurden im Zuge der zivilen Umwidmung der Flächen schon 1995 erste Gutachten zur Identifizierung und Untersuchung von Altlastverdachtsflächen in Auftrag gegeben. In den folgenden 25 Jahren wurden Boden- und Grundwasserbelastungen mit unterschiedlichen Schadstoffen beziehungsweise Schadstoffgruppen überwiegend aus dem Bereich von Mineralölkohlenwasserstoffverbindungen festgestellt. An vielen Stellen, wie zum Beispiel dem ehemaligen Tanklager, wurden Bodensanierungen durchgeführt.

Die Schadstoffgruppe der aktuell im Vordergrund stehenden PFC-Schadstoffe ist erst in den letzten Jahren auf diesem und auch vielen weiteren Standorten insbesondere der militärischen und zivilen Flughäfen immer mehr in den Fokus geraten. Seitdem auf dem ehemaligen Flugplatz Sembach 2015 PFC- Verunreinigungen bekannt wurden, stellt sich die BImA zusammen mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) als zuständige obere Bodenschutzbehörde den umfangreichen Herausforderungen zur Bewältigung dieser Problematik.

BImA veranlasst umfangreiche Untersuchungen zu PFC
Etwa 98 Hektar des ehemaligen Flugplatzes befinden sich noch im Eigentum der BImA. Dazu gehören circa 30 Hektar, die noch als Gewerbeflächen entwickelt werden sollen – der sogenannte Gewerbepark IV. Hier hat die BImA aufgrund der ungeklärten PFC-Problematik ihre Verkaufsbemühungen trotz des großen Interesses von potenziellen Investoren zunächst zurückgestellt. Bisher wurden potenzielle Eintragsstellen von PFC ermittelt. Auf einzelnen Teilflächen erfolgten bereits PFC-Untersuchungen mit Boden- und auch Grundwasserbeprobungen. Da ein Gesamtüberblick zur abschließenden Gefährdungsabschätzung noch aussteht, hat sich die BImA in 2020 in Absprache mit der SGD Süd dazu entschlossen, ein umfassendes Untersuchungsprogramm zur Klärung noch offener Fragen aufzustellen.

Ziel der Untersuchungen ist es, ein Gesamtbild zu den Boden- und Grundwasserbelastungen am Standort zu erhalten. Die Überprüfung und Eingrenzung von PFC-Belastungen erfolgt auf allen noch im Eigentum der BImA stehenden Flächen. Im Ergebnis wird eine abschließende Gefährdungsbeurteilung – sowohl für einzelne Grundstücke als auch den gesamten ehemaligen Flugplatz – auf der Grundlage des Bundesbodenschutzgesetztes sowie ergänzender landesrechtlicher Vorgaben erwartet. Die Beauftragung der gutachterlichen und technischen Leistungen erfolgte bereits durch den rheinland-pfälzischen Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, der für die BImA im Sinne eines Projektsteuerers tätig ist. Den Zuschlag nach einem aufwändigen EU-weiten Vergabeverfahren erhielt eine Arbeitsgemeinschaft zweier anerkannter Ingenieurbüros. Zum Bedauern der BImA war es bei diesem Verfahren aufgrund von vergaberechtliche Fragen zu Verzögerungen im Gesamtprozess gekommen, sodass die Beauftragung erst im August 2021 erfolgte. Die BImA hat für diese Arbeiten umfangreiche Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Der aktuelle Auftrag umfasst Leistungen im Wert von mehr als 500.000 Euro.

Boden- und Grundwasserbeprobungen haben begonnen
Die Gutachter haben sich in den vergangenen Wochen intensiv in das Projekt eingearbeitet und anhand der vorhandenen Unterlagen und Ortsbegehungen zur Geländeaufnahme das Untersuchungskonzept konkretisiert. Ende Oktober 2021 haben nun die Feldarbeiten mit Boden- und Grundwasserbeprobungen begonnen, die in einer ersten Kampagne bis Anfang Dezember abgeschlossen werden. Untersucht werden weitere relevante Einzelflächen, wie Flugzeugabstellflächen, Wartungsbereiche, das Tanklager, Deponien und ähnliche Stellen, auf denen mit PFC oder anderen Schadstoffen zu rechnen ist. Zudem sind im Zuge von Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 2001 bis 2004 Bodenmassen angefallen, die teilweise im Zusammenhang mit der Profilierung von 270.000 Kubikmeter Boden und Gesteinsschutt aus dem Bau der A 63 auf dem Gelände verteilt wurden. Dabei kann es zu Umlagerungen von PFCbelastetem Material gekommen sein, die damals nicht bekannt waren. Auch dieser Sachverhalt wird untersucht. Eine umfassende Betrachtung der hydrologischen (Entwässerungsgräben, Regenwasserableitungen) und
hydrogeologischen Situation wird durchgeführt, um die Ausbreitungsprozesse
der PFC-Belastungen nachzuvollziehen.
Es erfolgen Untersuchungen an mehreren Hundert Untersuchungspunkten (Kleinrammbohrungen, Baggerschürfe, Handschürfe) mit der entsprechenden Analytik. Das bereits laufende Grundwassermonitoring an bereits bestehenden Messstellen wird fortgeführt und um PFC-Parameter ergänzt. Im kommenden Frühjahr werden die Ergebnisse dieser Untersuchungskampagne vorliegen und ausgewertet sein. Die Bewertung der Ergebnisse erfolgt im engen Austausch mit der SGD Süd und den betroffenen Gemeinden.

Detailuntersuchungen werden 2022 fortgesetzt
Alle Beteiligten erwarten, dass es auch danach weiterer erheblicher fachlicher und finanzieller Anstrengungen bedarf, bis ein Sanierungsplan aufgestellt sowie konkrete Sanierungsmaßnahmen geplant und durchgeführt werden können. Aufbauend auf den Ergebnissen der laufenden Untersuchungen wird eine Verdichtung des Grundwassermessstellennetzes notwendig sein, damit die konkrete Belastung des Grundwassers eingeschätzt werden kann. Auch weiterer Untersuchungsbedarf zur Eingrenzung von erkannten PFC-Belastungen ist zu erwarten. Der gesamte Umfang dieser ergänzenden Arbeiten ist zurzeit noch nicht vorhersehbar, da die bodenschutzrechtliche Abarbeitung über mehrere aufeinander aufbauende Stufen erfolgen muss. Über den zeitlichen Rahmen bis zum Abschluss der Gesamtmaßnahme kann daher noch keine Aussage getroffen werden. Vermutlich werden die Arbeiten bis 2023 andauern.

Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Flächenvermarktung wird parallel in konstruktiver Zusammenarbeit mit der SGD Süd an Lösungen für den Umgang mit den PFC-belasteten Böden gearbeitet, die eine nachhaltige Verbesserung der Umwelt gewährleisten. Sobald Lösungen für eine Nutzung der Gewerbeflächen vorliegen, wird die BImA den Verkauf dieser Flächen wiederaufnehmen. Für diese Folgemaßnahmen hält die BImA zur Vorsorge erhebliche finanzielle Mittel bereit. Sie kommt damit ihrer Verantwortung als Grundstückseigentümerin nach.

Quelle Text/Bild:
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
– Anstalt des öffentlichen Rechts –
Zentrale Bonn – Stabsbereich Presse und Kommunikation
Ellerstraße 56, 53119 Bonn

www.bundesimmobilien.de

Bonn, 29.11.2021