Nutztierrisse im LIFE Luchs Wiederansiedlungsprojekt

Der Übergriff fand bereits im vergangenen Jahr statt. Erneut war eine Ziegen-Herde im Schwarzbachtal betroffen, deren Einzäunung nicht vollständig war.
Der Vorfall wurde vom Halter umgehend an das Projekt- team gemeldet. Es wurden zwei tote Ziegen und eine verletzte Ziege vorgefunden. Die Herde war nur unvoll- ständig eingezäunt, da auf der Zauntrasse Holzpolder abgelegt wurden. Wie genetische Untersuchungen an den Bisslöchern an der Kehle der verletzten Ziege inzwi- schen ergaben, handelt es sich bei dem Verursacher um den Kuder Juri. Die Ziege konnte durch die anschließen- de veterinärmedizinische Behandlung erfolgreich kuriert werden. Da kurzfristig keine vollständige Zäunung der Beweidungsfläche vorgenommen werden konnte, wurde die Herde gemeinsam mit dem Halter von der Fläche genommen.

Nach dem Managementplan Luchs in Rheinland-Pfalz werden dem Tierhalter sowohl durch den Luchs gerisse- ne Nutztiere oder getötete Nutztiere, bei denen der Luchs als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann, als auch Folgeschäden wie Tierarztkosten ersetzt. Ergän- zend wird Unterstützung bei der Prävention vor weiteren Übergriffen aus einem Fonds des Landes Rheinland- Pfalz gewährt. Zuständiger Ansprechpartner ist die Stif- tung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz.

Seit Sommer 2016 sind im Rahmen der Wiederansied- lung bisher 13 von 20 geplanten Luchsen im Pfälzerwald freigelassen worden. Zwei der Luchse verunglückten kurz nach ihrer Freilassung. Ein Luchs wanderte in die Vo- gesen ab. Bereits im ersten Jahr nach der Freilassung konnte der erste Nachwuchs dokumentiert werden. War es 2017 noch ein Wurf mit zwei Luchsjungen, so konnten
2018 drei Würfe mit mindestens 5 Jungtieren nachgewiesen werden.

Für Überraschung sorgten im Oktober 2018 Filmaufnah- men eines Jungluchses an einem Haus in der Ortsge- meinde Schauerberg (Verbandsgemeinde Thaleischwei- ler-Wallhalben). Bisher war aus diesem Bereich westlich der B270/A62 noch kein Luchsvorkommen bekannt. Die bis Dezember 2018 laufenden Analysen eingesammelter Haare erbrachten keine genetische Individualisierung des Tieres, da die Haar-Proben mit Haaren der vor Ort leben- den Katzen vermischt waren. Es bleibt unklar, ob und wenn ja welchem Luchsweibchen aus dem Wiederan- siedlungsprojekt der Jungluchs zuzuordnen ist. Seit De- zember ist nun der im September 2018 freigelassene junge Kuder Alfi ebenfalls in dieser Gegend des Land- kreis Südwestpfalz unterwegs.

Auf der Homepage des Projektes werden in regelmäßi- gen Abständen Karten zu den Aktionsräumen der Tiere veröffentlicht, so dass sich jeder über die Bewegungsge- biete der Tiere informieren kann. Wenn keine GPS-Daten von den Sendehalsbändern mehr übermittelt werden, wird auf Daten aus dem Luchs-Monitoring der FAWF zu- rückgegriffen. So werden die Luchse immer wieder mit Hilfe von Fotofallen, die Jäger oder Förster im Wald posi- tionieren, nachgewiesen und können zum Teil anhand ihrer individuellen Fellzeichnung zugeordnet werden.

Verdacht auf Nutztierrisse, Beobachtungen, Spuren oder Bilder von Luchsen können über die Großkarnivoren- Hotline: 06306-911 199 oder per Mail an luchs@snu.rlp.de gemeldet werden.

Hintergrund

Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkom- men kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vor- kommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet. Die Umsetzung der Maßnahmen ist über einen Zeitraum von sechs Jahren (bis 2020) vorgesehen. Naturschutzex- perten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet. Die Wiederansiedlung der Luchse wird mit 50% durch das EU LIFE-Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rhein- land-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesver- bände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorha-

bens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.

Mehr Informationen zum LIFE Luchs Projekt Pfälzerwald der Stiftung und ihren Projektpartnern gibt es im Internet unter http://www.luchs-rlp.de. Speziell für Tierhalter ist hier auch ein Informationsfaltblatt im Bereich „Nutztiere & Luchs“ zu finden.

Quelle Text/Bild:
Stiftung Natur und Umwelt RLP
Diether-von-Isenburg-Straße 7
55116 Mainz

www.snu.rlp.de

Kaiserslautern, 07.01.2019