Roman
László Krasznahorkai – Herscht 07769
Kana wäre eine vergessene Stadt irgendwo in Thüringen, hätte ihre abgelegene Trostlosigkeit nicht Neonazis angelockt. Die Einwohner betrachten sie mit Angst und Argwohn. Allein Florian Herscht meint, er habe Freunde auf beiden Seiten: ein hilfsbereiter Muskelprotz, der sich vor Tattoos fürchtet und glaubt, das Universum stürze demnächst ins Nichts. Um alle vor der vermeintlichen Katastrophe zu warnen, schreibt er Briefe an Frau Merkel, die ohne Antwort bleiben. Doch seine Unschuld macht ihn hellsichtig, und nur die Musik Bachs kann ihn trösten. Sprachlich glänzend, aber wie alle Bücher Krasznahorkais keine „Feierabendlektüre“.
Roman
Ursula Krechel – Sehr geehrte Frau Ministerin
In ihrem hoch politischen und stilistisch herausragenden Roman schreibt Büchnerpreisträgerin Ursula Krechel eine Kulturgeschichte der Frauen – von einer römischen Kaisermutter bis zu einer Studienrätin, die eben diese römische Kaisermutter in den Mittelpunkt ihres Lateinunterrichts stellt, von einer Verkäuferin in einem kleinen Kräuterimperium bis zu einer Ministerin in Berlin, die gegen die alltägliche Gewalt ankämpft. Es ist die Geschichte dieses Widerstands, es ist aber auch der Roman über die abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern. Mit einer Sprachkraft, die in den Bann zieht. Einmal mehr schafft es Krechel im Roman wichtige gesellschaftliche Themen zu verhandeln.
Roman
Dorothee Elmiger – Die Holländerinnen
Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht – ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die Rekonstruktion eines Falls. Wenige Wochen später bricht sie auf, um sich der Theatergruppe auf ihrem Gang ins tiefe Innere des Urwalds anzuschließen. Dorothee Elmiger erzählt eine beunruhigende Geschichte von Menschen und Monstren, von Furcht und Gewalt, von der Verlorenheit im Universum und vom Versagen des Erzählens.
Roman
Jonas Lüscher – Verzauberte Vorbestimmung
Ein algerischer Soldat gerät in den ersten deutschen Giftgasangriff, beschließt, einer müsse mit dem ‚Kriegführen‘ aufhören, steht auf und geht. Im Kairo der Zukunft beobachtet eine Stand-up-Comedian eine Androidin beim Lachen über ihre Witze. Ein böhmischer Weber wird durch einen automatisierten Webstuhl ersetzt, raubt einen Hammer und attackiert den Apparat. Und dieses alles als große Hommage an Peter Weiss und ‚Literatur als Rebellion‘. In diesem Roman ist kein Konflikt vorbei und noch jede Geschichte möglich.
Essays
Karl Schlögel – Auf der Sandbank der Zeit
Karl Schlögel hat in seinen Büchern einem großen Publikum die Geschichte Osteuropas vermittelt. Doch das war ihm nie genug. Als Zeitgenosse beobachtet er mit dem Blick des Historikers die Umbrüche seit 1989 und notiert mit seismografischem Gespür die Verschiebungen gesellschaftlicher und politischer Kräfteverhältnisse. Noch im unscheinbarsten Detail des Alltags erkennt er Zeichen des Wandels. Schlögel ist ein engagierter Kämpfer für eine liberale und demokratische Welt, erst recht nach der russischen Annexion der Krim 2014. Sein neues Buch versammelt Texte aus den letzten Jahren, die unentbehrlich sind zum Verständnis der Gegenwart.
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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern
www.buchhandlung-blaue-blume.de
Kaiserslautern, 16.10.2025












