Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 28.12.

Sachbuch: Christian Bommarius
Im Rausch des Aufruhrs – Deutschland 1923
1923 ist das Jahr der Hyperinflation, in der Angestellte die Geldscheine eines Wochenlohns mit der Schubkarre transportieren. 1923 ist das Jahr der Besetzung des Ruhrgebiets und einer heftigen Streikwelle. 1923 ist das Jahr von blutig niedergeschlagenen Aufstandsversuchen. Und es ist das Jahr radikaler Gegensätze zwischen bitterer Armut einerseits und einer orchideenhaft blühenden Unterhaltungskultur. 1923 ist in seiner Ambivalenz das Ende der Nachkriegszeit und der Auftakt zu den Goldenen Zwanzigerjahren der Weimarer Republik. Christian Bommarius setzt das Panorama dieses Extremjahres durch eine Vielzahl von Geschichten und Porträts zusammen und bringt so Übersicht ins scheinbare Chaos. Auch am Ende des Jahres noch ein lohnender Rückblick.

Sachbuch
Meron Mendel – Über Israel reden
Meron Mendels Buch ist schon im März 2023 erschienen. Niemand konnte damals ahnen, wie wichtig das Buch im Laufe des Jahres werden würde. Als Meron Mendel vor zwanzig Jahren nach Deutschland kam, stellte er überrascht fest, welche Bedeutung sein Heimatland Israel hier im öffentlichen Diskurs hatte. Schon damals konnten nahezu alle, mit denen er sprach, klare Positionen zu Israel und seiner Politik formulieren. Aber warum ist das so? Wieso hat der Nahostkonflikt eine solche Bedeutung? Und warum ist die Debatte so emotional – und oft so vergiftet? Klug und weitsichtig analysiert Mendel die Diskussionen.

Sachbuch
Ewald Frie – Ein Hof und elf Geschwister
Die bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste. Das mit dem Sachbuchpreis 2023 ausgezeichnete Buch ist eine der Überraschungen des Buchjahres 2023 gewesen. Was auch an der illusionslosen und doch sensiblen Herangehensweise von Ewald Frie liegt. Auch für Großstädter eine gewinnbringende Lektüre.



Sachbuch
Gabriel Zuchtriegel – Vom Zauber des Untergangs
Garküchen, ein Sklavenzimmer, griechische Theater, Villen, Thermen und Tempel – die Ausgrabungen in Pompeji offenbaren eine ganze Welt. Gabriel Zuchtriegel, der neue Direktor des Weltkulturerbes, legt eindrucksvoll dar, dass verschüttete Altertümer, starre Ruinen und schweigende Bilder uns noch heute verändern können. Fast täglich kommt er bei seiner Arbeit an der Kreuzung der zwei Hauptachsen Pompejis vorbei, steht da, wo am Morgen des 25. Oktober im Jahr 79 n. Chr. eine ganze Stadt unter Asche und Geröll versank. Die Skulptur des im Schlaf überraschten Fischerjungen erinnert ihn an seinen Sohn, der sich genauso einrollt, um nicht zu frieren. Gabriel Zuchtriegel bringt uns neben Ausgrabungstechniken auch Fragestellungen näher, die mit dem Wandel der Gesellschaft und unserer Gegenwart verknüpft sind und definiert Archäologie so quasi im 21. Jahrhundert zeitlos neu. Und schenkt uns ein Buch, das auch ob seiner Zeitlosigkeit berührt und dieser so (zwangsläufig ?!?) dem Jetzt verhafteten Zeit.

Sachbuch
Muriel Asseburg/Jan Busse – Der Nahostkonflikt
Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sowie seinen arabischen Nachbarn hält seit Jahrzehnten mit Kriegen, Besatzung und Gewalt die Welt in Atem. Die Autoren zeichnen seine Geschichte nach, beschreiben die wichtigsten Streitpunkte – von Jerusalem über den Zugang zu Wasser bis zum Grenzverlauf – und erklären, warum der Krisenherd trotz internationaler Vermittlung nicht zur Ruhe kommt und sich der Konflikt in den letzten Jahren immer weiter zuspitzt. Das Buch erschien im August 2023 in einer überarbeiteten Neuauflage und ist – vor allem nach dem 7. Oktober – eine kurze Einführung in den Konflikt.

Sachbuch
C. Bernd Sucher – Unsichere Heimat
Etwa 95 000 Menschen in Deutschland gehören heute einer jüdischen Gemeinde an. Bei einer Gesamtbevölkerung von 83 Millionen ist das eine verschwindend geringe Zahl. Und doch steht diese Gruppe immer wieder im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Wegen der Shoah, wegen antisemitischer Ausschreitungen, wegen der israelischen Politik. C. Bernd Sucher beleuchtet in seinem Buch sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart und sucht in zahlreichen Gesprächen eine Antwort auf die Frage: Haben Juden in diesem Staat eine Zukunft oder nicht? Auch dies Buch ist kein schnell zusammengestelltes wegen aktueller Ereignisse, sondern ein lange diskutiertes.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
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Kaiserslautern, 28.12.2023