Jugendamt ist hohen Belastungen ausgesetzt

Rahmenbedingungen im ASD werden immer schwieriger

Wie so viele gesellschaftliche Institutionen verspürt auch der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) im städtischen Jugendamt seit einigen Jahren vermehrte Belastungen – leider mit potenziell negativen Konsequenzen für das Kindeswohl. Der Leiter des Referats Jugend und Sport, Ludwig Steiner und die Abteilungsleiterin Soziale Dienste, Susanne Bernhart, berichten vom Fachkräftemangel und steigenden Ansprüchen.

„Der ASD ist das letzte Glied innerhalb einer ‚Helfer- Maßnahmenkette‘, was die Sicherstellung des Kindeswohls anbelangt“, umreißt Steiner das Aufgabengebiet des ASD. Kinder und Jugendliche, die ihre bisherigen sozialen Bezüge verlieren, weil keine tragfähigen Beziehungen mehr zu Stande kommen, seien mittels geeigneter Maßnahmen durch den ASD zu versorgen. „Auch, wenn erst einmal kein Hilfsangebot mehr in Aussicht steht, bleibt der ASD in der Pflicht, um Lösungen zu suchen und zu finden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beim Jugendamt angetreten, um Familien hilfreich zu beraten, unterstützende Angebote an die Hand zu geben, da zu sein, Zuversicht zu geben.“

Dass dies immer schwieriger werde, liege zum einen an den immer größer werdenden personellen Engpässen. „In allen Abteilungen des Jugendamtes bestehen zurzeit Stellenvakanzen. Insgesamt sind 20 Stellen derzeit nicht besetzt bzw. laufen gerade Stellenbesetzungsverfahren. Die Abteilung ASD hat aktuell etwas mehr als vier offene Stellen“, erklärt Steiner. „Es gibt auf dem Stellenmarkt einfach viel mehr Angebote als Fachkräfte.“ Auch seien die bürokratischen Hürden hoch. So ist etwa ein abgeschlossenes Studium vorgeschrieben, was viele geeignete Personen ausschließe. „Unserer Meinung nach bedarf es dringend einer Überarbeitung des Fachkräftegebots im Kinder- und Jugendhilfegesetz, da es durchaus Fachkräfte gibt, die zwar kein Studium aufweisen, aber aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeiten in einschlägigen Berufsfeldern und etwaiger erworbener Zusatzqualifikationen unter Umständen besser geeignet wären als junge Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger, die frisch vom Studium kommen, ergänzt Bernhart“ Gerade im Bereich der Sozialen Dienste seien Lebens- und Berufserfahrung hilfreich, um in diesem komplexen Handlungsfeld einen kompetenten Einstieg zu finden.



Führen Personalprobleme zu Unterbesetzungen, kann das Auswirkungen auf die dadurch unbesetzten Stadtbezirke haben. Diese müssen dann unter den verbleibenden Mitarbeitenden des ASD aufgeteilt werden. Die Folge sind wechselnde Zuständigkeiten in einem dafür hochsensiblen Umfeld, wie Susanne Bernhart weiß. „Bei Fluktuation in unserer Mitarbeiterschaft kann man beobachten, dass sich eine Familie zunehmend schwerer auf die neue Kollegin einlassen will. Das ist verständlich, weil es hier um sehr persönliche und private Angelegenheiten innerhalb der Familien geht.“ Ebenso können sich personelle Engpässe aber auch unmittelbar auf die eingeleiteten Hilfen auswirken, weil Mitarbeitende kaum noch die Chance haben, Fälle mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung oder einem latenten Zustand kontinuierlich so im Blick zu halten, wie es nötig wäre. „Dies hat unweigerlich Auswirkungen auf eine professionelle Hilfestellung.“

Ein zweites großes Problem ist die zunehmende Gewaltbereitschaft der Minderjährigen und damit verbunden die mangelnde Bereitschaft von Einrichtungen, diese aufzunehmen. „Wir erleben zunehmend Kinder und Jugendliche, die willentlich mit Fäusten und Gegenständen auf andere Personen, manchmal auch Erwachsene, losgehen, oder auch einschlagen“, so die Abteilungsleiterin. Aber auch wenn diese sich gewalttätig verhalten, haben sie ein Anrecht auf Schutz und Unterstützung, was weder die Justiz, noch die Kinder- und Jugendpsychiatrie bieten können. „In Jugendhilfeeinrichtungen wiederum kann diese Personengruppe aber auch nicht aufgenommen werden, da nicht klar ist, ob bei Unterbringung eine weitere Gefahr von ihnen ausgeht“, erklärt sie. Das führe dazu, dass Einrichtungen eine Aufnahme ablehnen. Erschwerend hinzukomme, dass es ohnehin in der ganzen Region an Inobhutnahmeplätzen für alle Altersgruppen fehle. Das gelte für Bereitschaftspflegeplätze für Säuglinge und Kleinkinder ebenso wie für Wohngruppenplätze für Schulkinder, für Notbetten für Jugendliche, die nicht mehr nach Hause können, oder auch etwa für spezialisierte Wohngruppen für Kinder und Jugendliche, die erhebliche Schädigungen mitbringen.

All dies führe zu erheblichen Belastungen bei den Mitarbeitenden des ASD. Steiner: „Mittlerweile ist die Regel, dass über Stunden und Tage nach freien Plätzen gesucht wird. In dieser Zeit können andere Hilfebedarfe nicht weiterbearbeitet werden.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben somit wesentlich weniger Zeitressourcen, die von ihnen begleiteten Familien umfänglicher zu beraten. Familien müssen längere Wartezeiten in Kauf nehmen, sowohl bei Terminen, als auch bei etwaiger Einleitung von Hilfen zur Erziehung. „Am Ende fühlen sich Familien nicht immer gut beraten und begleitet, was zu Unzufriedenheiten führt.“ Und diese Unzufriedenheiten werden, so der Leiter, immer öfter öffentlich in sozialen Medien geäußert, vermengt mit pauschalem Verwaltungsbashing, was die Mitarbeiterschaft zusätzlich belaste. „Wenn eine Kollegin einen Tag lang erfolglos versucht, für einen Schützling eine Unterkunft zu finden, und am Abend dann noch lesen darf, was das Jugendamt für ein unfähiger Haufen ist, dann ist das einfach nur frustrierend. Dabei sind die Probleme nicht uns als Fach-Abteilung, sondern den Strukturen insgesamt anzulasten.“

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Quelle Text/Bild:
Pressestelle der Stadtverwaltung Kaiserslautern
Willy-Brandt-Platz 1, 67657 Kaiserslautern
www.kaiserslautern.de

Kaiserslautern, 19.09.2023

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