Lebenswerkpreis geht an Wolfgang Diehl

Sechs Nominierungen beim Pfalz- und Nachwuchspreis für Literatur des Bezirksverbands Pfalz

Der Landauer Schriftsteller Wolfgang Diehl wird vom Bezirksverband Pfalz für sein vielfältiges Schaffen mit dem Lebenswerkpreis für Literatur ausgezeichnet. Neben dieser Entscheidung nominierte die achtköpfige Jury für den Pfalzpreis Ute Bales, Hasan Özdemir und Gabriele Weingartner und für den Nachwuchspreis David Emling, Manon Hopf und Manuel Zerwas. Die Preisverleihung findet im Rahmen der feierlichen Pfalzpreis-Gala am 5. November um 18 Uhr in der Festhalle Pirmasens statt, bei der das Geheimnis gelüftet wird, wer von den sechs ausgewählten Bewerberinnen und Bewerbern den mit 10.000 Euro dotierten Pfalzpreis sowie den Nachwuchspreis (2.500 Euro) erhält. Außerdem vergibt der Bezirksverband Pfalz zwei Schüleranerkennungen für Literatur (je 500 Euro).

Wolfgang Diehl, der 1980 mit dem Pfalzpreis für Literatur geehrt wurde, ist gleichsam in allen Gattungen zu Hause. So hat er Gedichte und Erzählungen, auch in Pfälzer Mundart, und zwar vor allem unter dem Pseudonym Georg Jakob Gauweiler, Romane, historische und literaturhistorische Werke, Biografien sowie Sachbücher publiziert. Die Zahl seiner Veröffentlichungen ist beeindruckend. Darüber hinaus hat er sich für den Literarischen Verein der Pfalz in besonderer Weise verdient gemacht, indem er 1980 die Mitgliederzeitschrift „Neue literarische Pfalz“ ins Leben gerufen hat, die bis heute jährlich herauskommt. Er ist nicht nur aktiver Beirat, sondern seit 2013 auch Ehrenmitglied des Literarischen Vereins, dessen umfangreiche und gut recherchierte Chronik er erarbeitet hat. Darüber hinaus setzte er sich für die Publikation von Texten von Martha Saalfeld ein und war 1998 maßgeblich an der Gründung der Literaturzeitschrift „Chaussee“ beteiligt, deren Redaktion er verantwortlich angehörte. Trotz gesundheitlicher Beschwerden schreibt er bis heute und kümmert sich um seinen ZweibaumVerlag. Dank seines Fachwissens gelingt es ihm immer wieder, lehrreiche wie unterhaltsame Werke zu verfassen.



Ute Bales, 1961 in Borler in der Eifel geboren und in Gerolstein aufgewachsen, studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Kunst in Gießen und Freiburg im Breisgau, wo sie lebt. Sie ist unter anderem Mitglied im Literarischen Verein der Pfalz und bei Lesungen immer wieder in der hiesigen Region zu erleben. Im Frühjahr hat sie als zehnten Roman „Am Kornsand“ veröffentlicht, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt: Das Kornsandverbrechen ereignete sich kurz vor Kriegsende 1945 bei Nierstein, dem sechs Menschen zum Opfer fielen. Daneben geht es um die Tochter eines der damaligen Täter, die als Kind Ende der 1970er Jahre zur Kur in einem Verschickungsheim war, in dem sie drangsaliert und misshandelt wurde, was zu einem Alptraum für sie wird. Bales ergründet, was Vergangenheit mit der Gegenwart macht – „ein mutiges Buch“, das die Jury überzeugt hat. Hasan Özdemir, 1963 in der Türkei geboren, kam als Jugendlicher nach Deutschland und lebt seit 1979 in Ludwigshafen und seit 2009 auch in Freinsheim, wo er die Literarische Lese initiierte und seitdem organisiert. Er studierte Germanistik, Philosophie und Deutsch als Fremdsprachenphilologie in Heidelberg. Bislang hat er neun Gedichtbände, zuletzt in diesem Jahr „Atembruch“ veröffentlicht; seine Gedichte wurden ins Englische, Französische, Polnische, Russische und Italienische übersetzt. „Atembruch“ präsentiert nachdenkliche Zeilen, in denen sich Verluste eingenistet haben – und Worte voller Zuversicht, wenn sich das Fremde ins Vertraute wandelt: „eine fein ziselierte Lyrik, bildstark in ihrer Nachdenklichkeit“, so die Jury. 2002 zeichnete ihn der Bezirksverband Pfalz mit der Fördergabe für Literatur aus. Gabriele Weingartner, 1948 in Edenkoben geboren, lebte viele Jahre als freie Kulturjournalistin und Literaturkritikerin in St. Martin. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Berlin und Cambridge/Massachusets und lebt seit 2009 wieder in Berlin. Neben ihren zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien sowie im Rundfunk sowie Erzählungen hat sie bislang zehn Romane vorgelegt, zuletzt „Léon Saint Clairs Abschied von der Unendlichkeit“ von 2022. Es ist ein Roman über Erinnerung und der Angst vor der Vergänglichkeit – kunstvoll verwoben zu einem breiten Panorama und vorgestellt in einer eleganten Sprache, die mit Fakten und Fantastischem souverän umzugehen versteht. Ein unsterblicher „Held“ durchzieht „seine Welt“, die ihm zu einem „Ort Irgendwo“ geworden ist. „Literatur, die sowohl unterhaltend als auch sprachmächtig umgesetzt“ sei, urteilte die Jury.

David Emling aus Bellheim beschreibt in seiner 2022 erschienenen Novelle „Daniels Hang“ einen typischen Vertreter der „Generation Y“ (zwischen 1981 und 1995 geboren). Im Mittelpunkt steht Daniels innere Zerrissenheit, der sich in einer Vielzahl sozialer Kreise bewegt. Dabei lebt er in einem Gefühl der permanenten Überforderung, hat Sorge, den eigenen Erwartungen und denen seines Umfelds nicht gerecht werden zu können. Es sind die Brüche im Denken von Daniel, die auch die Leserinnen und Leser das eigene Leben, das eigene Wollen hinterfragen lassen. Emling erzählt dies in einer unaufgeregten Sprache, fast schon lakonisch. Manon Hopf aus Mannheim legte das 2022/23 entstandene Lyrikmanuskript „hier steht dein mensch / verwandlungen“ vor. In ihrer Lyrik versucht Hopf aus der Menschenwelt heraus eine Sprache über die Natur- und Tierwelt zu finden. Die Sprachkünstlerin verfremdet vertraute Formulierungen und zeichnet daraus manchmal abstruse, manchmal komische, aber in jedem Fall nachvollziehbare Bilder. Für Hopf ist Sprache die Spur all der hinterlassenen Zeichen, sie kann aber auch verletzen, da Dornen erwachsen, aus dem, was die Sprache gesät hat. Hopf findet auch wunderbare Worte für Gefühle, malt für diese Gefühle ausgefallene Bilder aus der Natur. Manuel Zerwas aus Speyer hat sein 2021 erstelltes Romanmanuskript „Die Zeit danach“ eingereicht. Der Protagonist Ben leidet seit seinem Afghanistan-Aufenthalt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und versucht, sein Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als Kunstlehrer tätig, entwickelt sich zwischen ihm und der Schülerin Emma eine Art Freundschaft, wobei er nicht weiß, dass Emma einen Bruder hat, der als Soldat in Afghanistan war und nun ebenfalls unter einem Trauma leidet. Zerwas erzählt eine mitreißende Story. Die Dialoge spiegeln nachvollziehbar die Lebenswelt der Erwachsenen und Heranwachsenden. Die Geschichte überzeugt mit einer gelungenen Mischung von gefühlvoller Schilderung mit humoristischem Grundton.

Über eine Schüleranerkennung können sich die 17-jährige Malika Katharina Francesca Gerlach, Schülerin in Ludwigshafen, und die 12-jährige Elisabeth Plociennik, Schülerin in Kaiserslautern, freuen. Zur achtköpfigen Jury gehörten neben dem Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder, der ohne Stimmrecht die Sitzung moderierte, Rebecca Anna vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz/Bibliotheca Bipontina, Ute Bahrs vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz/Pfälzische Landesbibliothek, die Autorin Monika-Katharina Böss, Ulrich Bunjes, Sektionsleiter Speyer des Literarischen Vereins der Pfalz, Claudia Germann, Leiterin der Pfalzbibliothek, der Verleger Lothar Seidler und die Buchhändlerin Madeleine Unger.

Ein überaus produktiver Autor: Wolfgang Diehl aus Landau
(Foto: Bezirksverband Pfalz)

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 11.08.2023

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