Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 29.06.

Roman
Eva Menasse – Dunkelblum
Dunkelblum ist eine Kleinstadt wie viele andere. Doch hinter der Fassade der österreichischen Gemeinde verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Ihr Wissen um das Ereignis verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten – genauso wie ihr Schweigen über Tat und Täter. In den Spätsommertagen des Jahres 1989, während hinter der nahegelegenen Grenze zu Ungarn bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge warten, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein. Seine Fragen bringen die Dinge plötzlich in Bewegung. Eva Menasse entwirft ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt, die immer wieder zum Schauplatz der Weltpolitik wird. »Dunkelblum« ist ein schaurig-komisches Epos über die Wunden in der Landschaft und den Seelen der Menschen, die, anders als die Erinnerung, nicht vergehen.

Roman
Brigitte Reimann – Franziska Linkerhand
Weil Franziska lieber 30 wilde Jahre wählen würde statt 70 brave, ignoriert die junge und begabte Architektin den vorgezeichneten Karriereweg. Ein Jahr wird sie in der hintersten Provinz arbeiten. Sie will sich nicht zufriedengeben mit dem Machbaren, will auch nicht zynisch werden wie Ben, dieser rätselhafte Mann, den sie zu ihrem Geliebten macht. Brigitte Reimanns erstmals 1973 erschienenes Buch hat eine der hinreißendsten Frauenfiguren der deutschen Literatur zur Hauptfigur und erscheint überarbeitet nach dem Typoskript in einer Neuausgabe. Eine gute Gelegenheit für alle, die zu jung sind, um die Erstausgabe in den 70er Jahren gelesen zu haben, das Buch kennenzulernen. Und für alle anderen natürlich auch.



Roman
Maria Lazar – Leben verboten!
Nach dem Börsenkrach von 1929 steht auch der angesehene Bankier Ernst von Ufermann kurz vor dem Bankrott. Er muss dringend nach Frankfurt, um einen neuen Kredit zu verhandeln. Auf dem Weg zum Flughafen werden ihm seine Papiere gestohlen, das Flugzeug startet ohne ihn. Als es kurz danach abstürzt, glaubt alle Welt, dass auch er unter den Opfern ist. Ufermann packt die Gelegenheit beim Schopf: Im Dienst eines jungen nationalsozialistischen Zirkels nimmt er eine neue Identität an, fährt nach Wien und taucht dort unter. Seine Ehefrau, die schon lange eine Affäre mit Ufermanns Kompagnon unterhält, streicht derweil die exorbitante Lebensversicherungssumme ihres Mannes ein – und ein rasantes Katz- und Mausspiel um Täuschung, Verrat und Lüge beginnt. „Der in den Wirren des Exils verlorene gegangene Roman ist eine Entdeckung“ schrieb Th. Miessgang in der ZEIT.

Roman
Brigitte Glaser – Kaiserstuhl
Am Kaiserstuhl kreuzen sich kurz nach Kriegsende die Wege von Henny und Paul. Die Tochter eines Weinhändlers und der elsässische Soldat leben auf dem Hof der alten Bäuerin Kätter. Mit ihr und dem kleinen Kaspar wachsen sie zu einer Familie zusammen. Doch es sind keine einfachen Zeiten. So leicht die Liebe entsteht, zerbricht sie auch wieder. Erst 1962 sehen sich die beiden wieder: Henny ist im Besitz einer alten Champagnerflasche, die von Deutschen in Frankreich requiriert wurde und die Paul im Auftrag des französischen Sicherheitsdienstes beschaffen soll, damit sie de Gaulle Adenauer bei einem Festakt überreichen kann. Glaser schreibt mit leichter Hand von der nicht einfachen Annährung zwischen Franzosen und Deutschen nach dem 2. Weltkrieg.

Reisebuch
Axel Hacke – Ein Haus für viele Sommer
Ein kleines italienisches Dorf auf Elba. Man spürt die Sommerhitze, den Sand unter den Füßen, die leichte Brise auf dem Meer. Der Blick wandert über den Olivenhain, richtet sich auf den schönsten Sonnenuntergang der Welt und auf so seltsame Fragen wie die, was man eigentlich genau tut, wenn man nichts tut. Eine deutsche Familie im Sommerurlaub. Und die Frage, ob man das Nichtstun lernen kann. Axel Hackes Blick in die Welt ist immer gespeist von Humor, aber auch von einer Genauigkeit, die staunen läßt.

Roman
Esther Kinsky – Rombo
Im Mai und im September 1976 erschüttern zwei schwere Erdbeben die Landschaft und ihre Bevölkerung im nordöstlichen Italien. An die tausend Menschen sterben unter den Trümmern, Zehntausende sind ohne Obdach, viele werden ihre Heimat, das Friaul, für immer verlassen. Esther Kinsky lässt in ihrem Buch – es einfach nur Roman zu nennen, würde Kinskys Kunstfertigkeit nicht gerecht – sieben Bewohner eines Bergdorfes von ihrem Leben erzählen. Die gemeinsame Erfahrung von Angst und Verlust führt dabei zu tieferliegenden individuellen Verletzungen, die oft Jahre zurückreichen. Esther Kinskys Buch ist ein exemplarisches Reisebuch und taucht ganz tief in eine Landschaft ein.

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Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 29.06.2023