Zuwanderung sorgte auch 2022 für deutlichen Bevölkerungszuwachs

Am Jahresende 2022 lebten in Rheinland-Pfalz nach einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Landesamtes rund 4.160.000 Personen. Das sind mehr Menschen als jemals zuvor in der 75-jährigen Landesgeschichte. Die Einwohnerzahl ist damit zum elften Mal in Folge gestiegen. Der Bevölkerungszuwachs fiel aufgrund starker Zuwanderungen unter anderem aus der Ukraine mit annähernd 54.000 Personen wieder deutlich höher aus als in den Vorjahren.

In der Summe gesehen zogen deutlich mehr Menschen nach Rheinland-Pfalz zu als das Land verließen. Dieser Wanderungsüberschuss belief sich auf schätzungsweise rund 70.000 Personen. In den ersten zehn Monaten des Jahres wanderten alleine aus der Ukraine mehr als 48.000 Personen zu und nahmen Hauptwohnsitz in rheinland-pfälzischen Gemeinden. Die natürliche Bevölkerungsbewegung weist dagegen erneut ein deutliches Defizit aus. Die Zahl der im gesamten Jahresverlauf Gestorbenen dürfte mit schätzungsweise annähernd 53.500 um rund 16.700 über der Zahl der Geborenen von rund 36.700 gelegen haben.

Die Schätzung des Bevölkerungsstands zum Jahresende 2022 basiert auf den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung sowie Bestandsdaten der rheinland-pfälzischen Meldebehörden, die Angaben zum Geschlecht, zum Alter sowie zur Staatsangehörigkeit der Einwohnerinnen und Einwohner beinhalten. Genauere und differenziertere Angaben zu den Zu- und Fortzügen sowie zu den Geburten und Sterbefällen, mit denen der Bevölkerungsstand amtlich fortgeschrieben wird, liegen in einigen Monaten vor.

Fast jeder Siebte hat keine deutsche Staatsangehörigkeit

Nach vorläufigen Ergebnissen ist die Zahl der in Rheinland-Pfalz lebenden Ausländerinnen und Ausländer gegenüber dem 31. Dezember 2021 deutlich um mehr als 65.400 und gegenüber der Volkszählung von 2011 um fast 294.600 auf etwa 566.600 gestiegen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von mehr als 13 Prozent. Annähernd jeder siebte Rheinland-Pfälzer verfügt somit nicht über die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Ausländeranteil stieg im Vergleich zum Ende des Jahres 2021 um 1,4 Prozentpunkte und gegenüber der Volkszählung vom 9. Mai 2011 um 6,8 Prozentpunkte.



Gesellschaftliche Alterung schreitet weiter voran

Die steigende Lebenserwartung und die vergleichsweise niedrigen Geburtenzahlen der vergangenen Jahrzehnte tragen dazu bei, dass sich die Altersstruktur trotz Zuwanderung kontinuierlich wandelt. So leben heute annähernd 776.500 Personen in Rheinland-Pfalz, die das zwanzigste Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Das sind rund 19.500 bzw. 2,6 Prozent mehr als zum Stichtag des Zensus im Mai 2011. Rund 2.118.500 Personen waren zum zurückliegenden Jahreswechsel 20 bis 59 Jahre alt. Diese Bevölkerungsgruppe der potenziell Erwerbstätigen hat sich trotz Zuwanderung aus dem Ausland demnach seit dem Zensus 2011 deutlich um rund 63.200 Personen bzw. 2,9 Prozent verringert. Stark gestiegen ist demgegenüber die Zahl der 60-Jährigen und Älteren auf nunmehr etwa 1.265.400. Am 9. Mai 2011 zählten noch rund 214.400 Personen weniger zu dieser Altersgruppe. Insgesamt hat sich die Zahl der 60-Jährigen und Älteren seitdem um mehr als 20 Prozent erhöht. Allein im vergangenen Jahr stieg ihre Zahl um annähernd 24.900 bzw. 2,0 Prozent.

Bevölkerungszuwachs in den kreisfreien Städten stärker als in den Landkreisen

Bei regionaler Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung zeigt sich, dass die Einwohnerzahl seit dem Zensus 2011 in den kreisfreien Städten stärker gestiegen ist als in den Landkreisen. Während sich der Bevölkerungsstand bis Ende 2022 in den kreisfreien Städten schätzungsweise um 7,2 Prozent bzw. um 73.100 Personen erhöht hat, dürfte der Bevölkerungszuwachs in den Landkreisen lediglich bei 3,3 Prozent bzw. 97.500 Personen gelegen haben.

Ludwigshafen und Mainz verbuchten erneut die höchsten Zugewinne (plus 10,7 bzw. plus 10,5 Prozent). Dagegen sank die Bevölkerung in der kreisfreien Stadt Pirmasens gegenüber dem Zensusstichtag 2011 geringfügig (minus 0,4 Prozent) und in der kreisfreien Stadt Zweibrücken stieg sie leicht um rund ein Prozent. Von den 24 Landkreisen verzeichneten insgesamt 19 Zugewinne, fünf mussten hingegen Einwohnerverluste hinnehmen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm, den Landkreisen Trier-Saarburg und Mainz-Bingen, im Rhein-Pfalz-Kreis und im Landkreis Alzey-Worms sowie im Landkreis Germersheim nahm die Einwohnerzahl im Vergleich der Landkreise prozentual mit jeweils mehr als fünf Prozent am stärksten zu. In den Kreisen Südwestpfalz und Kusel hingegen verringerten sich die Bevölkerungszahlen im Vergleich zu 2011 deutlich (minus 3,6 bzw. minus 2,0 Prozent). Auch in den Landkreisen Birkenfeld, Cochem-Zell und Vulkaneifel reduzierten sich die Bevölkerungszahlen seit dem Zensus 2011. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich jedoch auch für diese fünf vorgenannten Kreise ein leichter Bevölkerungszuwachs feststellen.

Im Landkreis Ahrweiler hat sich die Lage gegenüber dem Vorjahr offensichtlich zumindest etwas entspannt. Angesichts der folgenschweren Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 waren dort im zweiten Halbjahr 2021 in den unmittelbar von den Zerstörungen betroffenen Gemeinden zum Teil deutliche Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen gewesen, die sich auch in den Kreisergebnissen niederschlugen. Im Laufe des vergangenen Jahres ist im Landkreis Ahrweiler die Bevölkerungszahl demgegenüber annähernd unverändert geblieben.

Die vorläufigen Ergebnisse zum Bevölkerungsstand am 31. Dezember 2022 wurden auf der Grundlage einer Schätzung ermittelt. Die Grundlage dieser Berechnungen bilden die Ergebnisse der laufenden Bevölkerungsfortschreibung zum 31. Dezember 2021. Diese Ausgangsbasis wurde mit den Bestandsveränderungen aus der kommunalen Melderegisterstatistik für das Jahr 2022 nach Geschlecht, Altersgruppen und Staatsangehörigkeit fortgeschrieben. Regionalergebnisse der Schätzung nach Alter und Geschlecht liegen bis auf Ebene der verbandsfreien Gemeinden und Verbandsgemeinden, Regionalergebnisse in Differenzierung nach Staatsangehörigkeit bis auf Kreisebene vor.

Endgültige Jahresergebnisse der laufenden Bevölkerungsstatistiken für das Jahr 2022 werden in den kommenden Monaten unmittelbar nach Abschluss der noch laufenden Aufbereitungsarbeiten veröffentlicht. Fachlich und regional tief gegliederte Ergebnisse der im Jahresverlauf erfolgten Zu- und Fortzüge liegen ebenso wie endgültige Jahresergebnisse zu Geburten, Sterbefällen und Eheschließungen sowie zu den sich im Zuge der laufenden Bevölkerungsfortschreibung ergebenden Bevölkerungsständen und -strukturen am 31.12.2022 voraussichtlich im Laufe des Juni 2023 vor.

Autor: Gerd Reh (Referatsleiter Bevölkerung, Zensus, Verwaltungsstelle Mortalität)

Quelle Text/Bild:
Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Mainzer Straße 14-16
56130 Bad Ems

www.statistik.rlp.de

Kaiserslautern, 18.01.2023