Lesetipps von der Buchhandlung „blaue Blume“ 25.08.

Roman: Giulia Caminito – Das Wasser des Sees ist niemals süß
Am Lago di Bracciano in der Nähe von Rom bezieht Gaia mit ihrer Familie eine Sozialwohnung: der Vater, der seit einem Arbeitsunfall im Rollstuhl sitzt, der ältere anarchistische Bruder Mariano, die kleinen Zwillinge – und die Mutter Antonia, die so zupackend wie rücksichtslos alles zusammenhält. Ihre Tochter, blass, sommersprossig, dürr, soll nicht so enden wie sie, Bildung soll der Ausweg für Gaia sein. Doch die erkennt früh, dass Talent und zwanghafter Fleiß nicht ausreichen, um mitzuhalten – wenn man kein liebes Mädchen sein will, den filzstiftgrünen Pullover des Bruders aufträgt und sich kein Handy leisten kann. Gaias Verletzlichkeit verwandelt sich in Wut, die sie Grenzen überschreiten lässt. Giulia Caminito hat mit unverwechselbarer Erzählstimme ein raues mitfühlendes Buch geschrieben über eine junge Frau in der Provinz, die ihrer Herkunft nicht entkommt.

Roman
Gusel Jachina – Wo vielleicht das Leben wartet
Kasan 1923: Im Wolgagebiet herrscht große Hungersnot. Dejew, ein ehemaliger Soldat auf der Seite der Roten, soll fünfhundert elternlose Kinder mit einem Zug nach Samarkand schaffen, um sie vor dem sicheren Hungertod zu retten. Aber es fehlt an allem für den Transport: Proviant, Kleidung, Heizmaterial für die Lokomotive, Medikamente. Es wird eine Fahrt durch ein total zerrüttetes Land, in dem in weiten Teilen immer noch der Bürgerkrieg wütet. Dejew, der selbst ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt, scheut kein Wagnis und keine Gefahr, um die Kinder ins Land des Brotes und der Wunderbeere Weintraube zu bringen. Jachinas Roman ist eine ungeschminkte Auseinandersetzung mit einem düsteren Kapitel der Sowjetgeschichte.

Sachbuch
Andreas Kossert – Flucht – Eine Menschheitsgeschichte
Andreas Kossert, renommierter Experte zum Thema Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert, stellt in diesem Buch die Flüchtlingsbewegung des frühen 21. Jahrhunderts in einen großen geschichtlichen Zusammenhang. Immer nah an den Einzelschicksalen und auf bewegende Weise zeigt Kossert, welche existenziellen Erfahrungen von Entwurzelung und Anfeindung mit dem Verlust der Heimat einhergehen – und warum es für Flüchtlinge und Vertriebene zu allen Zeiten so schwer ist, in der Fremde neue Wurzeln zu schlagen. Ob sie aus Ostpreußen, Syrien oder Indien flohen: Flüchtlinge sind Akteure der Weltgeschichte. Das mehrfach ausgezeichnete Buch in einer kartonierten Ausgabe ist aktueller denn je.

Familienbuch
Stefanie Taschinski – Der geniale Herr Kreideweiß
Als Herr Kreideweiß auf seinem Rennrad zur Schule fliegt, ist Matti und Emil sofort klar: Mit ihrem neuen Klassenlehrer stimmt was nicht! Im Unterricht sausen Bücher durch die Luft, und das zottelige Stoffschaf Rüdiger zwinkert ihnen quicklebendig zu. Als in der Sportstunde plötzlich sogar Emil zum rasanten Flug abhebt, brauchen die Kinder einen Plan. Herr Kreideweiß und Rüdiger müssen endlich zusammenarbeiten! Aber da nimmt das Chaos erst so richtig Fahrt auf … Die lustigste Geschichte, seit es Zauberei und freche Schafe gibt, hinreißend erzählt von Stefanie Taschinski, der Autorin von „Familie Flickenteppich“ für Kinder ab 8 (und für die ganze Familie). Witzige farbige Illustrationen von Nikolai Renger ergänzen das Ganze wunderbar.

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
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Kaiserslautern, 25.08.2022