Vom Zauber der Handbewegung – Sonderausstellung zur Geschichte der Zeichnung im mpk

„Vom Zauber der Handbewegung. Eine Geschichte der Zeichnung im 20. und 21. Jahrhundert“ heißt die Sonderausstellung, die das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk), Museumsplatz 1, vom 12. März bis 8. Mai zeigt. Die Ausstellung wird am Freitag, 11. März, um 19 Uhr im Innenhof des mpk durch den Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder, Museumsdirektorin Dr. Britta E. Buhlmann und Kurator Dr. Sören Fischer eröffnet. Die Kunst der Zeichnung gilt als eine der ältesten und zugleich zeitlosesten Kunstformen. Die Schau führt zugleich eindrücklich vor Augen, wie jung die Kunst der Zeichnung bis in die Gegenwart hinein ist. Sei es als Skizze, als Bildhauerzeichnung, als architektonischer Entwurf, als Überzeichnung, als Konzept in einem Künstlerbuch oder als gefaltete Zeichnung – kaum eine Kunstgattung ist derart wandlungsfähig und vielfältig. Anhand von herausragenden Blättern der Graphischen Sammlung richtet die Ausstellung ihren Blick auf eben diesen Reichtum der zeichnerischen Ausdrucksformen wie Techniken. Der Bogen reicht dabei von Gustav Klimt, Max Slevogt, Hans Purrmann und Käthe Kollwitz über Rudolf Levy, Emy Roeder und Pablo Picasso hin zu Karl Bohrmann, Bettina Blohm und Malte Spohr sowie zu Neuzugängen von Max Uhlig, Hanns Schimansky, Doris Kaiser, Barbara Hindahl oder Thomas Müller. Auch mit der Pfalz und dem Südwesten verbundene Künstler wie Albert Haueisen, Rolf Müller-Landau, Leo Erb, Oskar Holweck oder Franz Bernhard sind repräsentativ vertreten. Einige Zeichnungen werden speziell für die Ausstellung restauriert und sind dann ebenfalls zu sehen.

Anhand dieser Blätter, vor allem der deutschen Kunstgeschichte der zurückliegenden rund 150 Jahre, werden auf höchstem Niveau viele wesentliche Strömungen wie das Bauhaus, die Konkrete Kunst, das Informel, das Figurative oder konzeptuelle Tendenzen seit den 1960er Jahren nachgezeichnet. Die Ausstellung, die seit zwei Jahren zusammen mit einem Katalog intensiv vorbereitet wurde, erzählt eine facettenreiche Geschichte der Handzeichnung im 20. und 21. Jahrhundert. Wenn beispielsweise Georg Scholz in seinem Aquarell „Zeitungsträger (Arbeit schändet)“ die sozialen Spannungen der 1920er Jahre ins Bild setzt, wenn Peter Behrens um 1930 in seinen monumentalen Architekturentwürfen den Berliner Alexanderplatz gestaltet, wenn der Exilant Thomas Theodor Heine in seiner Karikatur „Wir können nicht mehr mit Papa verkehren, er malt entartet“ die fatale NS-Kulturpolitik anprangert, wenn Rudolf Scharpf 1943 eine im Gebet versunkene alte Frau zeichnet, die trauert, präsentiert sich die Kunst der Zeichnung in einer historischen Dimension, die in der Ausstellung der Graphischen Sammlung zu entdecken ist.

Zu entdecken ist ebenfalls die Vitalität der Zeichnung im Heute. Viele Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart haben sie als unerschöpflichen Kreativraum für sich erobert, richten den Zauber der zeichnenden Handbewegung auf faszinierende Linienkompositionen, mal streng und konkret, mal virtuos bewegt. Die Zeichnung hat sich heute zu einem Medium emanzipiert, das sich selbst befragt, und das Ereignisse zulässt, die sich nicht selten auch der Steuerbarkeit der Künstler zu entziehen scheinen. So fährt beispielsweise Thomas Müller mit einem blauen Kugelschreiber an Glasscherben entlang und erreicht durch das Verschieben der Schablone seine malerischen, immer aber überraschenden Fächerstrukturen, faltet Hanns Schimansky seine Zeichnungen, um unerwartete Linienbezüge offenzulegen, gelingt Barbara Hindahl mit roten Buntstiften das augentäuschende Spiel mit Millimeterpapier, überträgt Doris Kaiser zart die Konturen von Astwerk und Blättern auf Bütten und thematisiert damit das Spannungsgefüge von Natur und Kunst. Gerade in diesen Unschärfebereichen, in Linien, die Assoziationen zulassen, ohne eindeutige Antworten liefern zu wollen, liegt die Poesie vieler der ausgestellten Blätter.

Begleitend zur Ausstellung ist im Deutschen Kunstverlag ein umfangreicher, von Sören Fischer herausgegebener und kuratierter Bestandskatalog erschienen. Das Buch, das von der Ernst von Siemens Kunststiftung großzügig gefördert wird, versammelt rund 160 Zeichnungen aus dem eigenen Bestand sowie zahlreiche Vergleichsabbildungen anderer Sammlungen, die von namhaften Autorinnen und Autoren aus Altenburg, Dresden, Kaiserslautern, Lübeck, Mainz, Saarbrücken und Weimar vorgestellt werden. Es kann im Museumsshop, im Buchhandel und über den Verlag bestellt werden. Zur Ausstellung gibt es ein museumspädagogisches Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Regelmäßig werden neben Führungen vor Ort auch Online-Führungen angeboten. Informationen unter www.mpk.de (Veranstaltungskalender). Das mpk ist dienstags von 11 bis 20 Uhr und mittwochs bis sonn- sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Bleistift auf Büttenpapier: Max Slevogts „Sitzende Frau“, um 1889/92
(© mpk, Foto: Detlef Bach)

Öl auf Papier: Michael Klipphahns „Flagge“ von 2015
(© VG-Bild Kunst Bonn 2022, Foto: Künstler)

Ort
Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Museumsplatz 1, 67657 Kaiserslautern

Eröffnung
11. März 2022, 19 Uhr

Ausstellungsdauer
12. März bis 08. Mai 2022

Öffnungszeiten
Dienstag 11 – 20 Uhr, Mittwoch – Sonntag 10 – 17 Uhr, Feiertage 10 – 17 Uhr

Information
www.mpk.de, info@mpk.bv-pfalz.de, Tel: +49(0)631 3647-201, Fax: +49(0)6313647-202

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Quelle Text/Bild:
Bezirksverband Pfalz
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bismarckstraße 17
67655 Kaiserslautern

www.bv-pfalz.de

Kaiserslautern, 03.03.2022

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