Hauptsache in der Presse!

Zu dem Artikel der Otterberger Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: „Otterberg und der Waldschutz“ vom 22.3.2021

Fleißig sind die drei Grünen im Otterberger Stadtrat, das muss man ihnen lassen. Kein verschwundenes grünes Fleckchen, keine abgeholzte Hecke, kein gefällter Baum – ohne, dass sie zum Kampf rüsten, Anträge schreiben, Artikel verfassen, Plakate aufstellen oder abreißen, je nachdem. Jetzt sind von Landesforsten an der Straße nach Höringen doch 15.000 qm Wald gefallen … Wie das? Wo war da der Widerstand der Grünen? Warum haben sie das nicht verhindert? Dazu schweigt sich der Artikel aus. (Vor ca. zwei Jahren war der Stadtrat, somit auch die Grünen, durch den Landesbetrieb Mobilität über die Rodung der Staatswaldflächen entlang der L387 unterhalb des Birotshofes informiert worden. Die Maßnahme sollte aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht ausgeführt werden).

Statt ihren eigenen Misserfolg führen die Stadtratsgrünen die „3-4 Waldschutzinitiativen, die in und um Otterberg in letzter Zeit gegründet wurden“ ins Feld. Die hätten versagt. Denn die würden sich außer um die paar, nämlich 4 ha Wald, welche sie vor der Windenergienutzung schützen wollten, nicht für die anderen Waldflächen interessieren.
Gleich mitverdammt werden die “Waldschutz-Fraktionen” im Stadtrat, womit alle Fraktionen außer der Grünen und der Linken gemeint sind. Alle übrigen Stadtratsfraktionen (SPD, CDU, FWG und FDP) hatten geschlossen gegen den Antrag der Grünen gestimmt, mit den Windradprojektierern Verhandlungen aufzunehmen, deswegen „Waldschutz-Fraktionen“.
Spätestens hier haben die Schreiber längst den Pfad der Sachlichkeit verlassen. Einigem muss entgegengetreten und ein für alle Mal richtig gestellt werden:

1. In Otterberg gibt es nicht drei bis vier neugegründete Waldschutzinitiativen, sondern genau eine, nämlich die „Bürgerinitiative Pro Otterberger Wald“ (www.pro-otterberger-wald.de), die sich angesichts der konkretisierten Windparkpläne von Juwi und Gaia im Februar 2020 auf dem Messerschwanderhof gegründet hatte. Von dem Medieninteresse überrascht, war die Gruppe unter dem Arbeitstitel „Bürgerinitiative gegen Windkraft im Otterberger Wald“ angetreten und ging dann später formiert als „Bürgerinitiative Pro Otterberger Wald“ an die Öffentlichkeit, z. B. mit einer wochenlangen Unterschriftenaktion. Seit der Bürgerinformationsveranstaltung im August 2020 hat die Bürgerinitiative Pro Otterberger Wald stetigen Zulauf von besorgten Otterberger Einwohnern und Einwohnern angrenzender Ortschaften. Die BI Pro Otterberger Wald ist parteiunabhängig. Ihr Sprecher ist Volker Ultes.
Daneben ist seit Jahren die Naturschutz-Initiative Pfalzwald e.V. in und um Schneckenhausen aktiv (Vorsitzende: Sybille Neumann).
Dass es in Otterberg so viele Bürgerinitiativen gäbe, dass man eine Bürgerinitiative gegen zu viele Bürgerinitiativen gründen müsse, entstammt einer Persiflage der Windenergiebefürworterin Gundula Zilm von der Rheinpfalz. Nur so viel zu der wohlrecherchierten und faktenbasierten Berichterstattung der Grünen.
2. Eine vergleichende Darstellung einmal in Hektar, einmal in Quadratmetern zu machen, ist Demagogie. Die 4 Hektar Wald für Windenergie sind genauso 40.000 qm, wie 15.000 qm 1,5 Hektar sind.
3. Abgesehen davon sind 4 ha Hektar Waldinanspruchnahme also 0,5 ha je Windradanlage – bis zu 8 sind in den Wäldern nördlich von Otterberg geplant – Augenwischerei. Die betreiberfreundliche Fachagentur Windenergie an Land spricht bei erheblichen Ausschlägen von Durchschnittswerten von 0,47 ha dauerhafter und zusätzlich 0,4 ha temporärer Flächeninanspruchnahme (2020, in die Erhebung flossen Altanlagen bis 2010 zurück, also wesentlich kleinere als heute, ein). Wie erschreckend so was nach 6, 7 Jahren aussieht, kann man sich auf dem Bocksrück zwischen Sippersfeld und Gonbach anschauen, wobei die im Otterberger Wald geplanten 5,6-MW-Windenergieanlagen noch 60 m (+ 30 %) höher werden, als die auf dem Bocksrück, also noch mehr Fläche benötigen.
4. Wenn hier als Aufhänger für den Seitenhieb auf die Windpark-im-Wald-Gegner der Holzeinschlag an der L387 bemüht wird, sollte man wissen: Dies ist, wie auch immer man es bewertet, neben einer Verkehrssicherungsmaßnahme auch eine ökologische Ausgleichmaßnahme, bei der die Talaue des Otterbachs freigelegt wurde. Letzteres scheint mir immerhin noch plausibel.
Der Windpark hingegen ist mitten im Zentrum des Waldes geplant. Hier geht nicht nur um Rodungen, sondern um die Errichtung industrieller Bauwerke unter Eintrag tausender Tonnen Schotter, Beton und Stahl, um Bodenverdichtung, Habitatzerstörung, Beunruhigung, Vergrämung und Tötung geschützter Vogel- , Fledermaus- und anderer Tierarten.
5. Laut dem grünen Schreiber/der grünen Schreiberin seien der Stadt Otterberg 2-3 Mio. Ertragsbeteiligung angeboten worden. Dass diese Summe ausschließlich auf hypothetischen Behauptungen der Grünen basiert und wenn überhaupt, über einen Zeitraum von 20 Jahren errechnet wurde, konkrete Beträge, geschweige denn Garantien von den Projektierern auch auf Nachfrage von Stadtratsmitgliedern nie genannt wurden, das alles steht nicht dabei. Auch nichts über die möglichen Belastungen aus dem Windparkbau auf Otterberger Gemarkung.

6. Die Conclusio, dass Landesforsten dann hätte mit den Otterberger Einnahmen subventioniert und bei Wiederaufforstungsmaßnahmen unterstützt werden können, ist mehr als merkwürdig. Der Wald gehört ja leider nicht der Stadt Otterberg, weswegen das Konzept „windenenergiefreier Wald“ bisher wenig mehr als Diskussionen ausgelöst hat. Nicht weniger schwierig wird es werden, die am Schluss der grünen Streitschrift beim Stadtrat angeforderten Vorschläge und Konzepte den „Wald in seiner Vielfalt und Funktionalität“ zu erhalten, umzusetzen. Für uns, die Bürgerinitative Pro Otterberger Wald, kann der Wald in seiner „Vielfalt und Funktionalität“ nur erhalten werden, wenn er nicht zum Industriepark umgewandelt wird. Natur- und artenschutzkonforme Windenergieanlagen im Wald sind ein Ding der Unmöglichkeit. Davon haben die Grünen bei ihrem Waldspaziergang am 6.3. mit Landesforsten vermutlich nichts erfahren.

Am Weltklima wird Deutschland, wird Rheinland-Pfalz, wird Otterberg wenig bis nichts ändern.
Durch den Wald als Klimapuffer wird aber wenigstens das lokale Klima verbessert. Waldschutz ist Klimaschutz, nicht umgekehrt!
Das heißt aber nicht, dass wir nichts tun sollen. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen, das alle technischen Optionen nutzt, Energieeinsparung und nachhaltig leben inklusive, ist erforderlich. Die Energiewende ist mit Wind- und Sonnenkraft alleine nicht zu schaffen.

Quelle Text/Bild:
Bürgerinitiative „Pro Otterberger Wald“
Messerschwanderhof-Otterberg
Sibylla Hege
Messerschwanderhof 2
67697 Otterberg

www.pro-otterberger-wald.de

Otterberg, 24.03.2021