Gesundheitsförderung auf dem Land – Fachtagung analysiert Anknüpfungspunkte zu Dorfentwicklung und Bürgerbeteiligung

Rheinland-Pfalz ist sehr ländlich geprägt – knapp ein Drittel der Bevölkerung lebt in Gemeinden mit weniger als 2.000, rund 60 Prozent in Gemeinden mit weniger als 10.000 Menschen. Im Vergleich zu eher städtisch geprägten Regionen sind im ländlichen Raum weniger und geringer ausdifferenzierte Angebote zur Gesundheitsförderung verfügbar, die zudem für die einzelne Person häufig schlecht erreichbar sind.

Wie Gesundheitsförderung und Prävention als Handlungsfelder in ländlichen Kommunen erschlossen und ausgebaut werden können und wie sich Gesundheitsförderung und Dorfentwicklung gegenseitig bedingen, waren die zentralen Themen des Fachtages „Gesundheitsförderung auf dem Land – Zusammen ackern, Ideen säen, Gesundheit ernten“ in Ramstein-Miesenbach. Rund 100 haupt- und ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, öffentlichem Gesundheitsdienst, sozialen und weiteren Einrichtungen nutzten das Angebot der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit in Rheinland-Pfalz (KGC), um mit Experten aus Wissenschaft und Praxis zu diskutieren.

„Neben der professionellen Gesundheitsversorgung mit Ärzten, Apotheken und Pflegediensten sind Unterstützungsangebote sowie Möglichkeiten zur Teilhabe und zur Mitgestaltung des gemeindlichen Lebens wichtige Faktoren für gesundheitliches Wohlergehen und Lebensqualität. Daher ist es insbesondere in ländlichen Regionen wichtig, Rahmenbedingungen und Strukturen zu gestalten, die es lokalen Akteuren und ehrenamtlich Engagierten ermöglichen, sich zu vernetzen und ihre Angebote sichtbar zu machen“, sagte Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer des Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG), bei der die KGC angesiedelt ist. Er betonte: „Gesundheitsförderung ist eine Querschnittsaufgabe. Sie erfordert eine intensive Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen einzelnen Sektoren, Ämtern und Aufgaben in der Verwaltung. Health in all Policies ist hier das Stichwort.“

Unterschiede zwischen Stadt und Land

Prof. Dr. Birgit Reime von der Hochschule Furtwangen beleuchtete in ihrem Vortrag die physischen, sozioökonomischen und kulturellen Einflussgrößen von Gesundheit und die daraus folgenden Herausforderungen für die Gesundheitsförderung in Stadt und Land. Da viele ländliche Gebiete durch die Abwanderung junger Bevölkerungsgruppen charakterisiert seien, sei das Durchschnittsalter in der ländlichen Bevölkerung höher. Daraus resultiere eine höhere Prävalenz an Pflegebedarf, chronischen Erkrankungen und Mobilitätseinschränkungen. Die Herausforderungen für den ländlichen Raum sind der Gesundheitswissenschaftlerin zufolge die Sicherung eines angemessenen und kultursensiblen Angebots an Gesundheitsförderung und gesundheitsbezogener Versorgung.

Im Anschluss analysierte Dr. Dominik Röding von der Medizinischen Hochschule Hannover auf Basis bislang unveröffentlichter Ergebnisse der Landgesundheitsstudie 2008/09, in welchem Maße sich der Mangel an Land- und Hausärzten in einer selteneren Arztinanspruchnahme und einer geringeren Zufriedenheit mit der örtlichen Versorgungslage widerspiegelt. Die Studie untersuchte die Situation ländlich-peripherer Gemeinden Nordostdeutschlands. Dr. Röding beschäftigte sich auch mit der Frage, was sich aus diesen Ergebnissen für den ländlichen Raum in Westdeutschland bezüglich Gemeindeentwicklung und Gesundheitsförderung lernen lässt.

Vielfältige Anknüpfungspunkte

An sogenannten Thementischen informierten sich die Teilnehmenden über praktische Umsetzungsmöglichkeiten. Erläutert wurde die Entwicklung von Lebensphasen-bezogenen Konzepten für die Gesundheitsförderung. Grundlage für diesen Ansatz sind strukturierte Fragebögen, mit denen die besonderen Anforderungen von Jugendlichen, Erwerbstätigen und älteren Menschen unter Berücksichtigung des unmittelbaren ländlichen Kontextes erhoben werden können. Weitere Ansätze in der Gesundheitsförderung auf dem Lande sind die Bildung aktiver Dorfgemeinschaften, die am Beispiel der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell vorgestellt wurde, sowie die Initiierung kommunaler Bürgerbeteiligungsprozesse. Am Thementisch „Kommunale Gesundheitsmoderation“ konnten die Teilnehmenden lernen, wie es gelingen kann, durch eine erfolgreiche Kommunikation und Moderation bereits sensibilisierte Akteure vor Ort für eine zielgerichtete Netzwerkarbeit zu gewinnen. Ziel ist, vom Nebeneinander zum Miteinander in der kommunalen Gesundheitsförderung zu kommen.

Weitere Informationen unter www.kgc-rlp.de

Quelle Text/Bild:
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Hölderlinstraße 8
55131 Mainz

www.lzg-rlp.de

Mainz, 05.09.2019