Lesetipps von der Buchhandlung „blaue blume“ 14.03.

Kamel Daoud – Zabor
Roman | Kiepenheuer & Witsch | 382 Seiten | 23,00 Euro
Der körperlich beeinträchtigte Ismaël, auch Zabor genannt, wird nach dem Tod seiner Mutter vom Vater verstoßen, und muss bei Verwandten in einem kleinen algerischen Dorf an der Grenze zur Sahara aufwachsen. Es sind Bücher, die ihn in dieser Einöde retten, und nachdem er zunächst nur gelesen hat, fängt er auch an zu schreiben. Er entwickelt eine fantastische Begabung: Solange er über Sterbende schreibt, bleiben diese am Leben. Dann wird er ans Sterbebett seines Vaters gerufen und beginnt hier, rückblickend aus seinem Leben und der Geschichte seines Landes zu erzählen. Und das ist nicht nur wegen der aktuellen politischen Ereignisse in Algerien höchst spannend. – Kamel Daoud, für sein Debüt Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, stimmt auch in seinem zweiten Roman ein überzeugendes Lied auf die Kraft der Literatur an. (Aus dem Französischen von Claus Josten)

Christian Tielmann – Unsterblichkeit ist auch keine Lösung. Ein Goethe-Schiller-Desaster-Roman
Roman | dtv | 222 Seiten | 14,00 Euro
2014 läuft der Verkauf von Büchern der deutschen Klassiker Goethe und Schiller nicht mehr rund. Deshalb werden die beiden Herren – inzwischen 265 bzw. 255 Jahre alt – von ihrem Verleger Cotta auf eine gemeinsame Lesereise durch den Harz geschickt unter dem Motto „Klassiker zum Anfassen“. Goethe ist einerseits froh, Weimar verlassen zu können, da ihn dort private und politische Unannehmlichkeiten erwarten, andererseits hat er zu Kindern, und vor allem Schulklassen, gar keinen Bezug und fühlt sich von Tag zu Tag mehr genervt, zumal Schiller, der nachts eine Fantasy-Geschichte schreibt, sie unter großem Beifall vorträgt und sich überhaupt als Rampensau erweist, ihm die Schau stiehlt. Und auch beim Werben um weibliche Gunst erweist sich Schiller als der Erfolgreichere. Goethe setzt nun auf den Abschluss der ungeliebten Vortragsreise: Er wird den ganzen Faust auf dem Brocken lesen. Dass die Klassiker von ihren Podesten geholt werden, ist nichts Neues. Wohl aber, dass sie in die Realität 2014 geholt werden: ICE, Emails, SMS, Wahlkampf, Unterstützung einer Partei durch eine „Persönlichkeit“, „kleine“ Geschenke in Form eines Dienstwagens … Es ist überaus vergnüglich zu lesen, auch sprachlich angemessen, und der Leser kann sich vorstellen, dass, mit anderen Vorzeichen, auch damals es schon ein Desaster gegeben hat (haben könnte).

Björn Frank – Zu Keynes passt das nicht. Vom Leben und Sterben großer Ökonomen
Sachbuch | Berenberg | 152 Seiten | 22,00 Euro
Björn Frank, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Kassel, aber auch Autor von Kinderbüchern, stellt uns in seinem Band ein Dutzend große Ökonomen vor: Cantillon, Bentham, Keynes, Schumpeter etc. Im Mittelpunkt steht dabei jedoch das mal tragische, dann wieder komische, jedoch immer sehr faszinierende Leben und Sterben dieser Wirtschaftstheoretiker. Seine „Erzählungen“ behandeln nur am Rande (dafür allerdings ungemein anschaulich) die ökonomischen Theorien der Herren, er nähert sich mit einem Augenzwinkern den Biografien seiner Helden und stellt uns vorgetäuschte Selbstmorde, Erschießungen und sorgfältige Planungen für die Weiterverwertung eines Leichnams vor. Das liest sich sehr kurzweilig, aber auch informativ und aufschlussreiche: Wer dicke Bände über Wirtschaftswissenschaft scheut, findet hier einen wunderbaren Ersatz und / oder Einstieg.

Kristina Dumas, Ina Worms – Manieren für Anfänger. Ein Buch übers Schmatzen und Kleckern
Kinderbuch (ab 5) | Annette Betz | 32 Seiten | 14,95 Euro
Übers Schmatzen, Vordrängeln und Niesen haben sich alle Eltern schon mal mit ihren Kindern unterhalten. Vielleicht sogar schon öfter, als ihnen lieb ist. Aber was sind Manieren überhaupt? Wozu dienen sie? Waren sie schon immer so? Und hat wirklich alles Herr von Knigge erfunden? In diesem bunten Sachbuch von Kristina Dumas und Ina Worms führt ein Sauhund durch die Geschichte und Kulturen des guten Benehmens und Anstands. Welche Regeln galten im Mittelalter und was müssen junge Prinzen beachten? Nach der Lektüre ist klar: Eine freundliche Begrüßung ist keine Schikane!

Quelle Text/Bild:
buchhandlung blaue blume
Richard-Wagner-Str. 46
67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 14.03.2019