Beweiden für die Artenvielfalt im Biosphärenreservat

Mitarbeiterinnen im Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ haben ihre Arbeit aufgenommen

Christiane Stolz und Anna-Maria Marstaller haben im Sommer ihre Arbeit im neu geschaffenen Projektbüro „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ in der Geschäftsstelle des Biosphärenreservats Pfälzerwald in Lambrecht aufgenommen. „Naturschutz mithilfe von „tierischen Landschaftspflegern“ weiterzuentwickeln und auf diese Weise Biotope zu bewahren beziehungsweise entstehen zu lassen und diese miteinander zu vernetzen, ist nicht nur attraktiv, sondern auch erfolgversprechend“ sagt die Projektleiterin Christiane Stolz. Mit dem Naturschutzgroßprojekt, das über das Bundesprogramm „chance.natur“ und das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz gefördert wird, soll die Nutzung von Offenlandbiotopen durch die Beweidung mit Schafen und anderen Tieren gefördert oder wieder aufgenommen werden. Die Grünlandstandorte im Bereich des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen sind wichtige Lebensräume; wird die Nutzung dieser wertvollen Offenlandbiotope aufgegeben oder findet eine Übernutzung statt, verschwinden die seltenen, teilweise stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel Tagfalter, Heuschrecken oder bodenbrütende Vögel. Die traditionelle Wanderschäferei und die Beweidung mit anderen Tieren sollen zur Pflege dieser Biotope beitragen, um sie langfristig zu schützen und miteinander zu vernetzen. „Offenhaltung ist verständlicherweise zunächst oft ästhetisch motiviert, die Dörfer sollen von Wald freigehalten werden. Dabei ergeben sich neben Naturschutzaspekten noch viele weitere Vorteile, zum Beispiel für den lokalen Tourismus, für den eine strukturreiche Landschaft, wie sie durch Beweidung geschaffen wird, wichtig ist, denn sie hat einen hohen Erholungswert“, erläutert die Projektmitarbeiterin Anna-Maria Marstaller.

Im Projekt I, der Planungsphase, wird bis 2020 eine Pflege- und Entwicklungsplanung (PEPL) durchgeführt. „Eine intensive und detaillierte Planung ist notwendig, um langfristige Veränderungen zu gestalten. Es stellen sich im Zusammenhang mit der Erarbeitung des PEPL wichtige Fragen, die vor allem auch mit den regionalen Partnern intensiv diskutiert werden. Etwa: Welche Flächen sind wie belegt? Wie können Biotope miteinander vernetzt werden, wo können neue Hirtenwege etabliert werden? Welche Flächen sind wie zugänglich, wie sind die jeweiligen Eigentumsverhältnisse? Wie können diese Flächen nach den Vorgaben des Projekts langfristig gesichert werden? Ein solcher Plan soll von den Beteiligten mitgetragen werden, um die anschließende Umsetzung in Projekt II erfolgreich auf den Weg zu bringen“, betont Christiane Stolz.

Nach 2020 würde sich mit Projekt II die Umsetzungsphase anschließen, während der die Maßnahmen über das geplante, etwa 8.500 Hektar große Fördergebiet, das über die Grünlandgebiete vom Wasgau zum Haardtrand bis nach Grünstadt reicht, umgesetzt werden. In dieser Phase, die bis 2030 laufen soll und für deren Durchführung das Bundesamt für Naturschutz bereits eine positive Einschätzung abgegeben hat, wird zunächst die Ersteinrichtung von Biotopen im Vordergrund stehen. „Zum Beispiel werden Flächen entbuscht, aber auch alte Streuobstbestände sollen revitalisiert und Trockenmauern als wichtige Lebensräume erhalten werden. Ebenso soll eine entsprechende Beweidungsinfrastruktur geschaffen werden“, konkretisiert Christiane Stolz. „Natürlich müssen jeweils zunächst die Flächen gesichert und entsprechende Verträge zum Anpachten, Tauschen oder Kaufen geschlossen sein. Die Teilnahme am Projekt beruht auf dem Prinzip der Freiwilligkeit, das heißt, es werden nur Flächen einbezogen, die auch tatsächlich zur Verfügung gestellt werden.“

Das Projekt soll viele Menschen in der Region mit einbeziehen. „Neben den Schäferinnen und Schäfern, Beweidern sowie kommunalen Entscheiderinnen und Entscheidern werden wir vor Ort sicher auch viel mit Landwirten, Flächeneigentümern und der Bevölkerung bis hin zu Kindergärten, Schulen und Vereinen im Gespräch sein“, so Anna-Maria Marstaller. Und Christiane Stolz ergänzt: „Wir wünschen uns, dass das Projekt einen Beitrag dazu leisten kann, bei den Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, in welcher besonderen Region sie leben.“

Das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ wird beim Biosphärenreservat Pfälzerwald umgesetzt, Projektträger ist der Bezirksverband Pfalz. Die Förderung des Vorhabens erfolgt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie durch das Land Rheinland-Pfalz.

Zu den Personen:
Christiane Stolz, 1980 in Mainz geboren, ist Diplom-Geographin und war nach Abschluss ihres Studiums in Mainz zunächst als Umweltberaterin tätig. Nach Stationen bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz sowie an der Technischen Universität Kaiserslautern arbeitete sie vier Jahre als Projektmanagerin für Infrastruktur und Regionalentwicklung beim Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, bevor sie zum Biosphärenreservat Pfälzerwald wechselte.

Anna-Maria Marstaller war vor dem Antritt ihrer Stelle beim „Hirtenwege“-Projekt als ökologische Bundesfreiwillige und Natura2000-Sachbearbeiterin beim Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe/Brandenburg beschäftigt. Die Ingenieurin für Forstwirtschaft studierte in Rottenburg am Neckar und wurde 1990 in Reutlingen geboren.

Bildunterschrift:
Für das Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ im Einsatz: Anna-Maria Marstaller (links) und Christiane Stolz

Quelle Text/Bild:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen
Geschäftsstelle Pfälzerwald
Franz-Hartmann-Str. 9
67466 Lambrecht/Pfalz

www.pfaelzerwald.de

Kaiserslautern, 23.10.2018