Artensterben vor der Haustür – Trockenheit bedroht Amphibienpopulation in Kaiserslautern

Ein Drohnenflug brachte es Ende Februar an den Tag: Die geschützen Teiche der Lauterspring sind trockengefallen. In den letzten Jahren hatte sich der Arbeitskreis Amphibienschutz des BUND Kaiserslautern bereits über den deutlichen Rückgang an wandernden Amphibien an der Lauterspring gewundert. Bereits seit über 14 Jahren werden hier von der Gruppe die Amphibientunnel, die unter der L504 unter der Straße verlaufen betreut. Auch an der Velmannstraße das gleiche Bild. Hier sammeln die Aktiven ebenfalls schon seit über 12 Jahren vor allem Molche, um sie sicher über die Straße zu ihren Laichgewässern zu bringen. Laubhaufen werden angelegt, um am Bordstein Versteckmöglichkeiten zu schaffen und sie dienen quasi als Rampe, um den Bordstein zu überwinden. Die Gullis werden mit Netzen abgedeckt und kontrolliert.

Trotz dieser Maßnahmen geht die Inddividuenzahl kontinuierlich zurück. In diesem Jahr in einem erschreckenden Ausmaß, der ein Verschwinden der einst wichtigsten Population im Großraum Kaiserslautern sehr wahrscheinlich werden lässt. „Als wir hier vor etwa 12 Jahren mit unseren jährlichen Aktionen anfingen, konnten wir viele Tiere an der Velmannstraße vor dem Straßentod retten. An der Lauterspring wanderten tausende Erdkröten. Jetzt können wir an beiden Stellen nur noch wenige Dutzend Amphibien finden!“ So Christiane Gass vom Arbeitskreis. Auch Karl-Heinz Klein pflichtet ihr bei: „Als nächstes verhungern die Reiher, die an den letzten Pfützen auf ihre Beute warten.“ benennt er die nächste Art, die in diesem Kontext verschwinden wird. „In unserem Ökosystem baut alles aufeinander auf. Es ist ein großes Netzwerk, das es in einem größeren Zusammenhang zu betrachten gilt. Der Klimawandel reißt hier Löcher, die das Ganze destabilisieren.“ schlägt er einen größeren Bogen. Bei einer Begehung am letzten Sonntag mit einem Biologen, der die Teiche seit vielen Jahren kennt, zeigte sich auch der Experte besorgt. „Die Population der Molche hat hier sicher schon Schaden genommen. Das betrifft insbesondere den streng geschützten Kammmolch. Die mit Steuergeldern aufwändig installierte und mehrfach optimierte Amphibienschutzeinrichtung ist sinnlos, wenn die anwandernden Amphibien anschließend auf dem Trocknen sitzen und nicht ablaichen können“ Legt er sich fest.

Während am Gelterswoog die große Öffentlichkeit durch den Verlust des Badevergnügens noch sensibilisiert auf die Trockenheit reagiert, fristen die trockengefallenen Teiche an der Lauterspring durch ihre gewollt versteckte Lage ein Schattendasein. Nun ist es aber an der Zeit, Alarm zu schlagen. Der Kontakt zur Grundwassersohle ist offensichtlich verlorengegangen. Die geringen Niederschläge und der hohe Trinkwasserbedarf führen zu einer dramatischen Situation vor Ort. Derzeit wird ein neues Grundwasserbewirtschaftungskonzept erarbeitet. Als „Lösung“ ist ein Erschließen weiterer Quellen im Mosalbtal wahrscheinlich. Nachdem der Aschbach nicht mehr fließt und der Jagdhausweiher verlandet, die Lauterspringteiche zu verschwinden drohen, geht es nun dem nächsten Biotop an den Kragen. „Wir wollen bei der Aufstellung des Grundwasserbewirtschaftungskonzepts von Naturschutzseite mehr Einfluss.“ so Tobias Wiesemann, BUND Kreisvorsitzender. Was derzeit in den Hinterzimmern der SWK passiert sollte öffentlich passieren und von einer Expertin oder einem Experten des BUND begleitet werden. „Derzeit kommen kaum Informationen nach draußen. Am Ende steht vermutlich ein fertiges Konzept, dem dann nur noch zugestimmt werden kann.“ zeigt sich Wiesemann besorgt. Um nicht uns selbst zukünftig buchstäblich das Wasser abzugraben fordert der BUND einen gestaffelten Wasserpreis. Die ersten 20 m³ pro Person könnten so günstig bezogen werden wie bisher. Damit sind Trink- und Waschwasser abgedeckt. Dann muss der Preis für Luxusanwendungen von Wasser einen Preis haben, der einen Umbau zur Schwammstadt wirtschaftlich macht. Regenwasserrückhalt an Gebäuden, z. B. zur Gartenbewässerung, würde dann wirtschaftlich. Wassersparfunktionen an Armaturen und WC – Spülung auch. Zudem würde jede*r Büger*in sich mehrfach überlegen, ob der Swimmingpool sein muss oder nicht, ob jede Maschine Wäsche sein muss oder, was noch getan werden kann, um Trinkwasser aus dem Pfälzerwald dort zu belassen. Auch über Bauprojekte, die weitere Fläche versiegeln, muss ganz anders nachgedacht werden als in der Vergangenheit: Flächen für die Grundwasserneubildung in gesunden Böden dürfen nur im absoluten Ausnahmefall für Neubauten zur Verfügung gestellt werden.

Für weitere Fragen steht Ihnen gerne Herr Karl – Heinz Klein vom AK Amphibienschutz zur Verfügung. Mit ihm kann unter der Mailadresse k.klein@abacus-nachhilfe.de ein Gesprächstermin vereinbart werden.

Quelle Text/Bild:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND)
Tobias Wiesemann, Vorsitzender BUND Kreisverband Kaiserslautern
Trippstadter Str. 25
67663 Kaiserslautern

https://kaiserslautern.bund.net/

Kaiserslautern, 01.04.2021