Hinteren Kreuzbandriss mit neuem Verfahren operieren

Dr. Wolfgang Franz: Triple-Technik verkürzt Reha-Zeit enorm – Nach vier Wochen leichtes Lauftraining möglich – Arthroseprophylaxe

Der Riss des hinteren Kreuzbandes kommt zwar nicht so häufig vor wie eine vordere Kreuzbandruptur. Wird ein hinterer Kreuzbandriss (HKB-Riss) nicht fachgerecht behandelt, kann dies jedoch zahlreiche unerwünschte Konsequenzen haben, die von einem Wackelgefühl im Knie bis hin zu einer Arthrose reichen können. Die Diagnose und Behandlung sollte ausgewiesenen Knieexperten überlassen bleiben. Muss operiert werden, stehen innovative Behandlungsmethoden zur Verfügung.

„Hintere Kreuzbandrisse werden häufig schlecht versorgt“, schildert der Kaiserslauterer Kniechirurg Dr. Wolfgang Franz die Situation. Er ist einer der führenden deutschen Knie-Spezialisten und als Top-Mediziner in der bundesweiten FOCUS-Ärzteliste gelistet. Dr. Franz führt jedes Jahr über 1.000 Knie-Operationen durch.

Die schlechte Versorgung der verletzten hinteren Kreuzbänder hat mehrere Gründe: 1. Der Riss des hinteren Kreuzbandes ist relativ schwer zu diagnostizieren. 2. Oft wird gar nicht daran gedacht, überhaupt zu überprüfen, ob das HKB gerissen sein könnte. 3. Eine HKB-Ruptur ereignet sich häufig bei Verkehrsunfällen mit zahlreichen weiteren, zum Teil lebensbedrohlichen Verletzungen. In dieser Situation steht das Überleben der Patienten im Fokus und die Kreuzbänder geraten leicht aus dem Blickfeld.

Eine typische Situation, in der das hintere Kreuzband reißt, ist ein Auffahrunfall. Der Betroffene sitzt mit gebeugten Knien im Auto und der Schienbeinkopf prallt mit großer Energie auf ein feststehendes Hindernis, in diesem Fall das Armaturenbrett. Auf dem Fußballplatz reißt das hintere Kreuzband gerne dann, wenn ein Fußballer mit angewinkeltem Knie und voller Wucht auf den Torposten knallt.

Die Diagnose gestaltet sich schwierig. „Im Kernspin ist ein gerissenes hinteres Kreuzband nicht immer zu sehen“, sagt Dr. Wolfgang Franz. Selbst bei einer Arthroskopie, also wenn ein Arzt mit Tasthaken direkt im Knie unterwegs ist, wird eine HKB-Ruptur nicht automatisch erkannt. Erst eine ganz bestimmte Anordnung beim Röntgen bringt Klarheit: Bei einer „gehaltenen Aufnahme“ wird ein genau definierter Druck von vorne auf beide Schienbeinköpfe gegeben. Wenn hierbei ein Knie ein bestimmtes Maß nach hinten rutscht und das andere nicht, hat man den Beweis für eine HKB-Ruptur.

Ein gerissenes hinteres Kreuzband macht das Knie instabil. Wenn sich der Unterschenkel verstärkt gegenüber den Oberschenkelknochen nach hinten schiebt, kann sich das für den Betroffenen recht wackelig anfühlen. Im schlimmsten Fall knickt sogar das Bein weg, etwa beim Treppensteigen. Weil die natürliche Stabilität und Gelenkführung im Knie abhandengekommen sind, können ein Meniskusriss und Knorpelschäden die Folge sein. „Allein um schon einer späteren Arthrose vorzubeugen, sollte ein gerissenes hinteres Kreuzband immer behandelt werden“, empfiehlt Dr. Franz.

Bei der konservativen Therapie müssen sich die Stümpfe in einer günstigen Position befinden und so zueinander liegen, dass sie von selbst zusammenwachsen können. Patienten müssen in den ersten sechs Wochen eine starre Orthese und anschließend sechs Wochen lang eine bewegliche Orthese tragen. Insgesamt handelt es sich um ein langwieriges und aufwändiges Verfahren mit großen Unannehmlichkeiten für die Patienten, wie Dr. Franz sagt. Wenn nach einem Vierteljahr die beiden Enden des HKB nicht zueinander gefunden haben, hilft nur eine OP weiter. Auch hier müssen die Patienten noch einmal die Orthesen über einen Zeitraum von zwölf Wochen tragen. „Wenn es also schlecht läuft, sind die Patienten zweimal zwölf Wochen mit Orthesen unterwegs“, so Dr. Franz.

Aus diesem Grund hat der Kniespezialist ein eigenes Verfahren entwickelt, mit dem die Betroffenen deutlich schneller wieder auf die Beine kommen als bislang. Die Triple-Technik von Dr. Franz umfasst drei Module:

1.Banderhalt: Vom gerissenen Kreuzband wird versucht, so viel wie möglich zu erhalten. Denn das Kreuzband nimmt eine wichtige Antennenfunktion wahr und gibt Rückmeldung über die Lage des Knies im Raum. Dies ist für die Koordination bei Bewegungen sehr wichtig.
2.FAST Franz Advanced Semi Technique®: Zur Heilung eines gerissenen Kreuzbandes wird das verletzte Band durch eine Sehne ersetzt. Entnommen wird die Semitendinosussehne üblicherweise an der Schienbeinvorderseite. Doch dieses Verfahren gilt unter erfahrenen Medizinern als haarige Angelegenheit, da die Sehnenentnahme wegen der schwierigen anatomischen Verhältnisse den Anfänger und wenig erfahrenen Chirurgen vor große Probleme stellt. „Vor diesem Hintergrund kamen wir auf die Idee, die Ersatzsehne einfach aus der Kniekehle herauszunehmen“, berichtet Dr. Wolfgang Franz. Der Knie-Spezialist hat das innovative Verfahren mit dem Namen FAST Franz Advanced Semi Technique® im Jahr 2000 entwickelt, schon bei mehreren tausend Patienten mit großem Erfolg angewandt und bereits gegenüber seinen Ärztekollegen im In- und Ausland bekannt gemacht. In einer wissenschaftlichen Studie konnte nachgewiesen werden, dass die moderne Sehnenentnahme schneller geht als bei der herkömmlichen Methode, die Hautschnitte deutlich kleiner sind und es weniger Komplikationen gibt.
3.Innere Schienung (Internal Brace): Die innere Schienung stellen Chirurgen dadurch her, dass sie die Ersatzsehne (siehe Punkt 2) durch ein extrem reißfestes und sehr dünnes Verstärkungsband ergänzen. Dieses „Fiber Tape“, eine Polyethylen-Polyester-Faser, ist nur zwei Millimeter dick und bombenfest. Das Verstärkungsband nimmt den mechanischen Stress durch Druck und Drehungen für das Knie weg, indem es das Knie optimal stabilisiert. Hierdurch können die Verletzungen in Ruhe einheilen. Das neue Verfahren verkürzt die Reha-Zeit deutlich. „Durch die innere Schienung benötigen die Patienten keine äußere Schienung, die durch eine Orthese hergestellt wird. Eine Woche sind die Betroffenen mit Unterarmgehstöcken unterwegs, sonst ist nichts weiter nötig“, sagt Dr. Wolfgang Franz. Nach zwei bis vier Wochen geht’s zurück ins Büro (ins Home-Office natürlich noch früher) und nach vier bis fünf Wochen ist sogar schon leichtes Lauftraining wieder möglich.

www.lutrinaklinik.de

Quelle Text:
Robert Schäfer
Schäfer Kommunikation
Kettelerstraße 8
68519 Viernheim

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Kaiserslautern, 09.06.2020