Einwohnerversammlung „Modellregion Smart City und 5G“

Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Fruchthalle

Über 250 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Stadtverwaltung in die Fruchthalle gefolgt, um sich am 29.01.2020 im Rahmen der Einwohnerversammlung „Modellregion Smart City und 5G“ zu digitalen Themen zu informieren.
Was es für Kaiserslautern und seine Bürgerinnen und Bürger genau bedeutet, zu den ersten Modellprojekten „Smart Cities“ des Bundes zu gehören und was die Forschungsregion für den neuen Mobilfunkstandard 5G ist, das erklärten Experten der TU Kaiserslautern, der Stadtverwaltung und von KL.digital. Über Interviews, Thementische und eine Diskussionsrunde moderiert von Holger Wienpahl gab es Gelegenheit, sich intensiv und detailliert zu informieren und auszutauschen.

„Die Resonanz auf die Veranstaltung war erfreulich hoch. Die Beteiligung an den vier Thementischen Campus-Netzwerke 5G, Lokale Logistik, Dritter Ort und Mobilität hat gezeigt, dass unsere Bevölkerung interessiert und offen ist, mitgestalten will aber auch noch viele Fragen zur digitalen Transformation und der bevorstehenden Entwicklung hat. Es ist uns wichtig, diese Fragen im Detail zu beantworten, sowohl bei diesem ersten Event als auch in Folgeveranstaltungen, die wir regelmäßig durchführen wollen. Ideen, Anregungen und konstruktive Kritik sind äußerst willkommen und erwünscht. Die Beantwortung der wichtigsten Fragen des Abends werden wir auch online auf www.herzlich-digital.de zur Verfügung stellen. Darüber hinaus ist unsere städtische GmbH KL.digital jederzeit ansprechbar, persönlich während der Bürozeiten sowie per Mail oder telefonisch“, erklärte der Oberbürgermeister. Digitalisierung sei ein Motor für die Stadt und die ganze Region und werde künftig in der Verwaltung einen hohen Stellenwert einnehmen, vergleichbar mit Straßenbau oder Erhalt von Gebäuden.

CDO Prof. Dieter Rombach skizzierte einige der Projekte, die den Menschen vor allem mehr Lebensqualität bringen sollten – ein Hauptmerkmal aller herzlich digitalen Projekte. „Der Mensch steht im Fokus, wir wollen nichts machen, was uns keinen Nutzen bringt.“ Die smarte Leuchtenstrecke am Fauthweg sei bestes Beispiel dafür. Erhöhtes Sicherheitsgefühl durch bessere Ausleuchtung und Glättewarnung, digitale Steuerung durch die Verwaltung möglich, damit kürzere Wartungszyklen, Energieeinsparpotential, Interaktion mit der Bevölkerung, die sich das Licht individuell heller schalten kann – alles smarte Vorteile die das Leben angenehmer gestalten. Demnächst starte man mit der Verkehrsflussanalyse auf der städtischen Nordtangente. Was sich hier in der Erprobung bewähre, könne man ausrollen, sowohl in der Stadt als auch in anderen Kommunen.

KL.digital Geschäftsführer Dr. Martin Verlage sieht besonders in den beiden neuen Projekten „Dritter Ort“ und „Lokale Logistik“ große Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger. „Das sind Projekte, die wir gemeinsam mit der Bevölkerung gestalten wollen. Erste Ideen lieferten die Workshops bei unserem Event Markt der digitalen Möglichkeiten im November, nun haben wir in der Einwohnerversammlung weitere wichtige Anregungen erhalten und konnten Fragen zu Inhalt und Vorgehensweise beantworten. Alle Infos und Ergebnisse werden wir im Nachgang gerne zusammenstellen und über die Presse und unsere Webseite zugänglich machen.“
Referatsleiterin der Stadtentwicklung Elke Franzreb und Dr. Patrick Torakai von der TUK nahmen zahlreiche Fragen und Anregungen auf. „Beginn des Projektes, Standorte und wie die Menschen genau interagieren können, wie unterschiedliche Generationen zusammengebracht werden können, das waren die dominierenden Themen“, so Franzreb. Am 5G Tisch stand der führende KI-Forscher Prof. Hans Schotten Rede und Antwort. Unterstützt wurde er von Wolfgang Hotz, Experte der Bundesnetzagentur aus Mainz. Die Masten seien zunächst nicht im Stadtgebiet geplant, sondern zu Forschungszwecken an der Uni. So werde etwa an selbstfahrenden Stadtbussen geforscht. Die langfristige Vision dazu ist, dass diese Busse bis vor die Haustür fahren und auf diese Weise auch entlegenere Stadtteile anfahren und etwa gehbehinderten oder älteren Menschen den Alltag erleichtern. In einem ersten Schritt werde ein eigenes „Campusnetz“ an der Uni eingerichtet. Außerdem wird es mit fahrbaren Antennenmasten in der Landwirtschaft künftig möglich sein, Dünger noch zielgerichteter einzusetzen und neben einer Kosteneinsparung auch die Umwelt weniger zu belasten. Die Wissenschaftler der TU arbeiten zu diesem Zweck mit der Lehr- und Forschungsanstalt Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz zusammen.
Hauptthemen beim Projekt „Lokale Logistik“ waren etwa, wie Lieferverkehr in der Stadt reduziert werden kann, wo potentielle Standorte für Paketboxen sein könnten, über die der Einzelhandel Ware liefern könne, aber auch Bürger untereinander Waren füreinander bereitstellen oder mitnehmen. „Eine Idee, die auch ähnlich wie die „lieferbar“ aus dem Projekt „Digitale Dörfer“ ist. Jemand fährt in die Stadt, bringt der älteren Dame aus der Nachbarschaft etwas mit. Damit er nicht durch die ganze Stadt fahren muss, wird die gekaufte Ware vom Einzelhändler in eine auf dem Weg liegende Paketbox geliefert“, erklärt Verlage. Auch Fahrradkuriere sind vorgesehen.
Zum Thema Mobilität gab Prof. Carsten Berns Auskunft. Besonders interessant war die Reaktionszeit des Systems und damit die Länge des Bremsweges der bald von der TU angeschafften ersten Busse. Da die Busse sich die Fahrbahn mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen werden, muss die Sensorik sensibel sein, darf aber nicht bei einem vom Baum fallenden Blatt bereits eine Vollbremsung auslösen.
In der abschließenden Fragerunde war das Thema Gesundheit und 5G, Energieverbrauch und die rechtlichen Rahmenbedingungen von großem Interesse. Vor allem die Experten Schotten und Verlage traten in einen intensiven Austausch mit den Anwesenden ein. Verglichen wurden verschiedene Studien und ihre Qualität und Glaubhaftigkeit. Gesundheitsschädlichkeit von Mobilfunktechnologie wird auch von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht bestätigt. „5G benötigt weniger Energie pro übertragener Informationseinheit als 4G und 3G. Die Antennentechnologie hat sich enorm weiterentwickelt und passt ihr Sendeverhalten an die Geräte an, die sich in kleinen räumlichen Bereichen befinden. Dadurch sinkt die Wirkung Elektromagnetischer Wellen auf den Körper“, informiert Verlage. Die geplanten Campus-Netzwerke sind auch nicht für den öffentlichen Raum vorgesehen, die Bürgerinnen und Bürger bekämen in der Regel nichts von der 5G-Technologie für das Forschungsvorhaben mit. Die Antennen sind gezielt auf die Laborumgebung ausgerichtet und der Funkstrahl ist in einer Höhe, wie sie für Fußgänger nicht relevant sei. Der Mobilfunkmast sei aber nicht das Problem, sondern die dauerhafte Nutzung von mobilen Endgeräten. Handy, Laptop oder Tablet sollen unter Berücksichtigung der Sicherheitshinweise des Bundesamtes für Strahlenschutz verwendet werden. So helfe bereits ein Head-Set (Kopfhörer mit eingebautem Mikrofon), um die Intensität der Energieeinwirkung erheblich zu verringern.

Weitere Informationen gibt es auch online unter https://www.kaiserslautern.de/miadi/view.php?event=260865-906458

Quelle Text/Bild:
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Kaiserslautern, 03.02.2020