Krebs vermeiden durch richtiges Essen – Kreissparkasse Kaiserslautern hat Nobelpreisträger eingeladen

Allein schon das Wort „Krebs“ wecke bei vielen Menschen Angst, Betroffenheit, Neugierde oder zumindest Interesse, sagte Kai Landes, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kaiserslautern bei der Eröffnung eines Vortragsabends mit Nobelpreisträger Professor Harald zur Hausen im Deutschordensaal der Kreissparkasse Kaiserslautern. Beinahe jeder sei bereits einmal mit dieser zweithäufigsten Todesursache auf irgendeine Weise in Berührung gekommen, schätzte Landes. Umso mehr forderten Menschen Antworten, Lösungen, Präventions- und Heilungsvorschläge von der wissenschaftlichen Forschung.
Forscher Harald zur Hausen sei zu bewundern wegen seiner Beharrlichkeit und großen Ausdauer, denn bereits vor Jahrzehnten habe er die Vermutung aufgestellt, dass Viren Krebs auslösen könnten. Mit der wissenschaftlichen Arbeit seiner zum Teil internationalen Arbeitsgruppe am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ), u.a. mit Ethel-Michele de Villiers, habe er das Verständnis der Erkrankung revolutioniert. Zur Hausen ist mit über 30 Ehrendoktorwürden und 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden.
Thorsten Hemmer, stellvertretender Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums und Mitveranstalter des Vortragsabends, würdigte die Leistungen des Wissenschaftlers und umriss die Rolle seines Hauses als Krankenhaus, in dem tagtäglich die Bedeutung von Forschungserkenntnissen sichtbar werde.
„Gibt es einen Zusammenhang zwischen Rindfleisch- bzw. Milchkonsum und Krebs?“, stellte zur Hausen gleich zu Beginn seiner Ausführungen die landauf, landab verbreitete Frage erneut und wandte sich gegen wiederholt in der Öffentlichkeit dargestellte Verknappungen seiner wissenschaftlichen Ergebnisse. „Ich warne Sie nicht vor Milch- und Fleischkonsum“, bekräftigte er an das Publikum gewandt. Seine Begründung, die er im Fortgang des Vortrags präzisierte, dürfte allerdings alles andere als tröstlich sein: „Der Verzicht auf Milch und Rindfleisch dürfte sich nicht auf das gegenwärtige Krebsrisiko auswirken, denn wir alle, so wie wir hier sitzen, sind seit langem infiziert.“ Und zur Hausen lieferte eine praktikable Vorgehensweise gleich mit: „Die Prävention müsste in den Vordergrund gestellt werden.“ Denn Studien zeigten, dass die Zeitspanne zwischen sogenannter primärer Infektion im Körper und der Krebsentwicklung mehrheitlich zwischen 30 und 60 Jahren liegt.
Eine seiner wesentlichen Beobachtungen ist jene, dass „das sechs- bis zwölfmonatige Stillen offenbar vor Infektionen schützt“, so zur Hausen. Damit werde nicht nur das Kind geschützt, wiederholte Stillperioden haben auch Schutzeffekte auf stillende Mütter“, so der Wissenschaftler. Neueste Studien von 2016 zeigten, dass Schutzeffekte durch humane Milch durch Blockieren von bestimmten Rezeptoren funktionierten. Dieser humanspezifische Zucker (Disialyl-lacto-N-tetraose) fehlt also in Kuhmilch und könnte aber von der Lebensmittelindustrie hergestellt werden und bspw. den Muttermilch-Ersatzprodukten beigegeben werden. Einen Schutzeffekt ergebe sich dadurch vor Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Dickdarmkrebs und Lungenkrebs.
Über Jahre hat seine Arbeitsgruppe sich damit beschäftigt, ob und wie „ernährungsbedingte Infektionen im ersten Lebensjahr nach vier bis sieben Jahrzehnten zu Krebs und chronischen Erkrankungen führen können“, wie auch sein Vortrag betitelt war. Aus seinen Untersuchungen gehe hervor, dass etwa 21 Prozent der Krebserkrankungen durch Infektionen verursacht würden. Dabei spielten Viren mit knapp zwei Drittel und Bakterien mit einem knappen weiteren Drittel die größte Rolle (Parasiten als Verursacher machen weniger als 1 Prozent aus). Als Beispiele nannte zur Hausen u.a. Hepatitis und das Epstein-Barr-Virus. Zur Hausen brach eine Lanze für die Impfung. Weltweite Studien zeigten, dass eine „Impfung ein unheimlich guter Effekt für die Verhinderung von Krankheiten hat“.
„Dogmen und Vorurteile blockieren die Sicht auf Realitäten“, warnte zur Hausen und sprach damit die weitläufig verbreitete Annahme an, dass die Zubereitungsart von Fleisch wie Braten, Rösten, Frittieren, Räuchern und insbesondere die dabei auftretenden Stoffe die krebsauslösenden Hauptrisikofaktoren seien. Dem setzte er eine Betrachtung von Fleischverzehr, verteilt nach Ländern und Regionen, entgegen. Demnach trete Krebs zum Beispiel in Indien und in der Mongolei ganz wenig oder gar nicht auf. Das begründet zur Hausen damit, dass in diesen Ländern kein Rindfleisch aus eurasischen Rassen verzehrt würde. Ein Faktum sei, dass weltweit in Regionen, in denen rotes Fleisch konsumiert wird, z.B. Dickdarmkrebs 20 bis 30 Prozent häufiger auftrete.
Insgesamt mahnte zur Hausen, „nur wenn wir die Ursache einer Erkrankung kennen, können wir gezielt die Krankheit verhindern“. In diesem Sinne warb er dafür, die Ursachenforschung zugleich als Grundlagenforschung zu verstehen.

Bu:v.l.n.r. Prof. Johannes Treib (Chefarzt der Abteilung für Neurologie im Westpfalz-Klinikum), Frank Ostermann (Vertreter des Geschäftsführers Westpfalz-Klinikum), Hartmut Rohden (Mitglied des Vorstandes der Kreissparkasse Kaiserslautern), Thorsten Hemmer (Vertreter des Geschäftsführers Westpfalz-Klinikum), Prof. Harald zur Hausen, Kai Landes (Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Kaiserslautern), Landrat Ralf Leßmeister

Quelle Text:
Kreissparkasse Kaiserslautern
Am Altenhof 12-14
67655 Kaiserslautern

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Kaiserslautern, 11.06.2019